Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Günther Schriever-Abeln an seine Eltern am 10.10.1939 (3.2002.7145)

 

Kumarov 10.10. 39



Lieber Papa und Mutti!

Ich sitze hier in dem Rektorzimmer der Schule von Kumarov. Draußen schneit es leicht, noch taut der Schnee, aber bald wird alles mit dem Tuch des Friedens gedeckt sein. Noch haben wir 60 – 80 km durch dieses Sauwetter zu marschieren. Immer vorwärts auf schlammmigen Straßen und Wegen. Kaum bekommen wir unsere Fahrzeuge durch, aber geschafft werden muß es. Abends Quartier in einer engen, stickigen Bauernstube. Sauberkeit und Ordnung kennt man in Polen nicht. Der einzige Trost ist das Feuer damit die Sachen wieder trocknen. Die Gegend wird immer trostloser, bald geht es in die sumpfige Ebene des Bug und damit unserem Ziel. Städte und Eisenbahnen gibt es hier nicht mehr, die ja überhaupt in Polen eine Rarität sind.
So geht es weiter bis einmal Weihnachten [...] und vielleicht auch mal eine Ablösung für uns. Aber trotzdem lassen wir den Kopf nicht hängen, noch sind wir gesund und tuen unsere Pflicht. Damit Ihr wisst wo ich immer gesteckt habe, schicke ich Euch eine Karte von unserem Weg. – Die Erklärungen findet Ihr am Schluß des Briefes. Beinahe hätte ich das wichtigste vergessen, habt recht vielen Dank für meine Marke „Astra“ in dem Päckchen.
Mutti gratuliere zum Ehrenkreuz und wünsche gute Gesundheit. Nun meine Lieben ich muß schließen es wird dunkel, Licht haben wir keines. Alles Gute, bleibt gesund und vergesst mich nicht.
Euer Günther

Erklärungen:
[roter Strich] Vormarsch vom 1.9 – 19.9
[blauer Strich] Rückmarsch zur 1.9 Demarkationslinie 24.9 – 29.9
[rote Strichellinie] Vormarsch zur neuen Demark. 5.10 - ?

 

top