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Brief (Transkript)

Günther Schriever-Abeln an seine Eltern am 29.09.1939 (3.2002.7145)

 

Sarcyna (San) 29.9.1939



Lieber Papa u. Mutti!

Nun bin ich schon fast 10 Tage ohne Nachricht von Euch, schreibt Ihr nicht, oder ist die Feldpost wiedereinmal nicht angekommen.
Ich bin immer noch gesund und munter. Kampfhandlungen gibt es hier kaum noch. Wir befinden und jetzt in einem ganz kleinen Dorf westlich des San, der mit den Russen vereinbarten Linie. Sarcyna heißt das Nest, wir haben es gleich „Schlammbad“ getauft.
Es gibt keine feste Straße. Die einzigen Steingebäude sind die Kirche und das Pfarrhaus. Die Gegend einfach grausam eintönig, Gallizien. Arm die Bevölkerung, lebt durchschnittlich mit 6 – 10 Personen und einen Raum. Wovon die Leute nur Leben. Es gibt kein Gasthaus in diesen ganzen Dörfern. Anspruchslos, was haben diese nur vom Leben. Ein Haufen Kinder und Arbeit, Dabei ist dies einfach fruchtbare Land überhaupt nicht ausgenutzt.
Hier sind wir hineingepflanzt. Aber trotzdem sind alle froh und voller Zuversicht, ob es auch so sein wird, wenn wir Weihnachten noch hier sitzen? Wenn nur die Post hierher klappt, dann wird es schon gehen.
Jetzt wird es hier schon erbärmlich kalt und Regen. Eine Flaschen Rum für ein Grog täte jetzt das Nötige. Leider geht der Versand noch nicht. Glaube wenn wir aus dieser Wildnis einmal zurückkommen werden, kehren wir zurück wie in ein Wunderland, weil hier auch alle Städte angefangen bei Krakau bis Lemberg alles Drecknester mit Juden sind.
Juden müssen bei uns schwer arbeiten, Straßen und Brücken bauen, Fahrzeuge reinigen und Wasserschleppen. Ihr „Jahve“ Geschrei und Gezeter hört man überall. Herrliches Polen? nein ein Land vollständig in der Hand des Klerus, erzählen werde ich Euch einmal alles ausführlich.
Nun etwas anderes, Lieber Papa, ich schickte Euch einmal 100 RM. Bezahl mit diesem Geld bitte die „Heereskleiderkasse Berlin“. Heute bekam ich Post von Tante Mary und Hilde. Lisa Gütersloh und Krefeld haben noch nicht geschrieben, sonst schrieben alle sogar Hans.
Nun alles Gute, grüßt alle, bleibt gesund
Euer Günther

Hat Heini die Schulterstücke bekommen?

Postsammelstelle Wien
Feldpostnummer 07233

Wenden!!

Gerade als ich diesen Brief fertig habe, erhalte ich eine Karte vom 19.9. von Euch. Ich weiß nicht woran es liegen kann. Ich schrieb Euch jeden 2. Tag. Entschuldigt bitte aber an mir liegt es nicht.
An Wünschen habe ich.
Zigaretten
Streichhölzer
Taschenlampenbatterie
Schokolade

Macht bitte wenn es geht mehrere Feldpäckchen. Habt recht vielen Dank für die letzte Sendung. Hoffentlich bekommt Ihr diesen Brief, sonst bringe ich den Postfritzen um. Nochmals herzlich
Euer Günther

 

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