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Brief (Transkript)

Gerhard Kunde an seine Mutter am 20.02.1945 (3.2002.0864)

 

O.U., den 20.2. 45.



Liebe Mutter!

Post habe ich von Dir noch nicht wieder bekommen, aber aus einem Brief von Dorth., konnte ich ersehen, daß es wieder einmal arg zugegangen ist in Berlin, auch daß Baumschulenweg wieder etwas abbekommen hat. Auch von der zunehmenden Befestigung Berlins habe ich gehört. Darüber habe ich jetzt auch in einer Soldatenzeitung vom 15.2. etwas gelesen, das mir offen gesagt garnicht gefällt. Es steht zu oft darin: Wir hoffen, daß es nicht notwendig sein wird, usw. Ziemlich vor den Kopf gestoßen hat mich die Mitteilung darin, daß eine Evakuierung Berlins nicht in Frage kommt, da sie aus verkehrstechnischen Rücksichten nicht möglich ist, auch deshalb nicht, weil die Produktion weitergehen muß. Ich halte das für ein sehr gefährliches Spiel mit dem Leben von Millionen Menschen. Ich sehe allerdings auch ein, daß wir gerade jetzt nach dem Verlust von Oberschlesien uns eine vorzeitige Einstellung der Produktion nicht leisten können. Ich denke daran, daß Leningrad die Waffen zu seiner Verteidigung s. Zt. selbst herstellte obwohl es völlig oder fast ganz eingeschlossen war. Nun, ich will hoffen, daß es nicht dazu kommt, es würde eine schwere Zeit für alle geben, die in der Stadt verblieben sind. Noch hält unsere Front bei Ffo., ebenso wichtig aber ist, daß sie es bei Guben und Crossen oder Küstrin auch tut. Nun, wir wollen u. dürfen die Zuversicht auf eine glückliche Wendung nicht aufgeben.
Meine Geschichte wird laufend besser. Noch muß ich allerdings liegen. Wir sind inzwischen mit dem Troß umgezogen. Also, nicht den Mut verlieren, es wird schon alles noch werden! Recht herzliche Grüße
Dein Gerhard.

 

 



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