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Brief (Transkript)

Gerhard Kunde an seine Mutter am 15.06.1941 (3.2002.0864)

 

M., den 15.6. 41.



Liebe Mutter!

Heute will ich Dir einmal etwas über die politische Lage erzählen so wie ich sie z. Zt. sehe. Dabei will ich gleich sagen, daß sie sich schon irgendwie anders gestaltet haben kann, wenn Du im Besitz dieses Briefes bist. Der Führer hat schon vor mehr als 15 Jahren in seinem Buch „Mein Kampf“ gesagt, daß Deutschland, um Leben zu können, Kolonialgebiet im Osten haben muß. Er hat damit eindeutig auf die Ukraine verwiesen. Heute, wo wir von den überseeischen Einfuhren praktisch abgeschnitten sind, braucht nicht nur Deutschland die Ukraine sondern Nord- Mittel- und Westeuropa, wenn es nicht glatt verhungern will. Diese Forderung nach fremdem Land erscheint uns Menschen des 20. Jahrhunderts zunächst ungewöhnlich und allen Gesetzen des internationalen Zusammenlebens entgegenzulaufen. Bei einigem Überlegen kommt man aber dahinter, daß seit den Kimbern und Teutonen vor mehr denn 2 Jahrtausenden Völker immer wieder aus Raumnot in fremdes Land eingefallen sind. Diese Erscheinung ist in neuerer Zeit durch Kolonisation in fremden Erdteilen ersetzt worden. Dazu besteht heute keine Möglichkeit mehr. Also stehen wir vor der Notwendigkeit, entweder so oder so uns in den Besitz des Landes zu setzen. Ich habe das Gefühl, das wir kurz vor der Entscheidung stehen. Beide Möglichkeiten sind in Vorbereitung, auf der einen Seite Tribünen und Fahnen in Berlin, auf der anderen letzte Bereitschaft. Jeden Tag kann die Entscheidung fallen. Wir sehen beiden Möglichkeiten mit der gleichen Ruhe entgegen.
Alles Gute u. recht herzliche Grüße
Dein Gerhard

 

 



Ansicht des Briefes

 

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