Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Friedrich Spemann an seine Ehefrau am 30.09.1939 (3.2002.7135)

 

Im Quartier 30.9.71.10.39.



Mein Liebstes!

Die Post brachte heute Deinen verzweifelten Brief Nr. 24 vom 20.9., dann brachte der Adjutant vom Regiment das Päckchen über Major Pollack mit Brief Nr. 30 mit. Das hat die Not ja wieder aufgehoben, Du hast inzwischen Nachricht. Die Post ist wegen unserer Verschiebung zurück gehalten worden. Du mußt das lernen, mein Liebling. Gehe zu Gott und vertraue, er wird\'s wohl machen! - Wir können nicht telegrafieren und telefonieren, weil hier vorn nichts geht bezw. militärisch belegt ist. Und das Schreiben braucht eben Zeit, wenn es überhaupt durchgelassen wird. Dies Warten ist Euer Kriegsopfer an seelischem Blut.
Sowie ich auf deutschem Boden bin und das wird in nächster Zeit sein, rufe ich an. Wir sollen nach Gotha kommen für einige Tage. - Was dann wird das weiß ich nicht. Das mit der Uhr war Unsinn, Du tust mir ja so maßlos leid, aber ich kann nur mitleiden, nicht helfen. Ich habe fast täglich geschrieben.
Wegen Hannemann gehe bitte zu Geils und wenn das nicht sofort nützt, zu Heide. Oder soll ich an Geil schreiben. Ihr - auch der Bub - habt jetzt so viel auszuhalten, daß derartige Belastungen unter allen Umständen unterbleiben müssen. Im Notfall muß Billing eingreifen. Du mußt inzwischen wieder Post bekommen haben und jetzt eigentlich schon wissen, daß ich in Ruhe bin. Wir bringen unseren Kram in Ordnung, packen die Wagen neu und machen alles wieder in Ordnung, was gebraucht wurde. - Ich habe Wäsche zum Waschen gegeben. 2 sauber aussehende Frauen im Kloster nebenan (das seit 1806 keines mehr ist) die eine spricht deutsch. Ries liegt heute drüben wegen seiner Erkältung zu Bett. Ich habe die Batterie so lange. Bei mir ist es mein gewohnter Husten aber nicht schlimm. Ich habe für alle Fälle meinen Urin heute untersuchen lassen. Es ist in Ordnung und Fieber habe ich auch nicht. - Damit Du siehst, daß ich auch Ärger habe: Morgen werde ich zum Regiment fahren und mich über den Kommandeur beschweren, weil er mich in einem Telefongespräch an Ries der Feigheit bezichtigt hat. Das einzelne kann ich Dir einmal erzählen. Es ist jedenfalls so unerhört, daß ich die Sache auch bei ruhigster Überlegung nicht so lassen kann, auch wenn sich Ries energisch dagegen verwahrt hat. Solche Sachen regen mich mehr auf als jede Feindeinwirkung oder Gefahr bis jetzt. Für heute leb wohl, mein Liebling, es ist schon 11. Nächste Woche Reichstagssitzung, also hat jetzt erst einmal die Politik das Wort. - Der Brief geht morgen ab und Du weißt also, daß am 1.10. alles in bester Ordnung war, gelt! Liebes Du! –
In Liebe Dein Fritz

 

top