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Brief (Transkript)

Manfred von Plotho an seine Ehefrau am 25.11.1942 (3.2008.2195)

 

den 25. Nov. 1942



Meine liebe Tutzi!

Bei den Klängen einer Verdi’schen Oper sollst Du noch rasch einen Gruss haben, den morgen ein Urlauber mitnimmt. Zur Zeit fährt fast jeden 3. Tag irgend jemand aus unserer Männer [?] Lebensgemeinschaft auf Urlaub. Sehr schön, denn es hilft natürlich die Leute auf eine längere Zeit durchhalten. In sehr vieler Beziehung ist’s ja schöner, den Urlaub vor sich zu haben, denn nachher erscheint einem dann doch Russland wieder sehr weit. Wenn es dann erst wieder in den nächsten Sommer geht, ist es schon wieder etwas anderes. Na, bis ich zu Euch kommen kann, ist der halbe Winter vorbei. - Wir haben bei dem Kdr. mit einem längeren anständigen Mittagessen den Geburtstag des sogenannten Kraftfahrzeugoffiziers gefeiert, eines älteren Oberstleutnant der 2. Staffel. Bei solcher Gelegenheit merkte ich, wie sehr ich der „Günstling“ geworden bin. Es wird nichts mehr ohne mich gemacht. Keine Stellenbesetzung, keine taktische Entscheidung. Mit anderen Worten, auch hier habe ich mich durchgesetzt. Wie bisher überall im Leben. Aber vor lauter Durchsetzen und Bewähren wird man alt und älter und etwas Greifbares für die Familie springt nicht dabei heraus. Und nach dem Kriege heisst es wieder von vorne anfangen. Dann sagt keiner: Ach ja, sie haben es als Res.Offz. ja bis zum stellvertr. Ia einer Div. gebracht, sondern man wird erst „mal wieder sehen“. Aber keine Bange, wir werden auch das durchstehen. Wenn es erst mal wieder soweit ist! Vorläufig, scheinen die Herren von der Gegenseite ja mal etwas das Spiel in die Hand zu nehmen. Aber selbst wenn und Afrika verloren gehen sollte, führen wir den Kampf deshalb doch mit guter Aussicht auf Erfolg weiter. Also lasst Euch durch schlechte Nachrichten aus Afrika nicht zu sehr beeindrucken. Hauptsache ist die Sicherung unserer Ernährung. Die haben und halten wir hier in St.! Und für eine Verteidigung Europas von Kopenhagen bis Neapel haben wir die innere Linie, die bessere weil weniger angreifbare Position. Soviel von Politik und Krieg.
Ich habe etwas Kopfschmerzen von zu viel gutem französischen Sachen zum Mittag. Deshalb Schluss meine Lieben. Viele Grüsse und hoffentlich auf baldiges Wiedersehen!
Manfred.

 

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