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Brief (Transkript)

Reinhard Barke an seine Familie am 25.05. 1942 (3.2002.0375)

 

Rußland. 25.5.42



Ihr Lieben!

Die letzten beiden Tage hat mich die Feldpost so reichlich bedacht, daß mir Angst wird, alles zu beantworten. Wenn die Briefe von den diversen Leuten einzeln kommen hat man viel mehr Lust dazu.
Ihr seid naturellemang die ersten, wo drankommen. Von Euch kamen an Mumis Karte (Nr. 7), Mumis 10seitiger Brief und Nr. 10. Mumi wie Papi danke ich herzlich für ihre lieben Zeilen. Das Briefeschreiben könnt Ihr wirklich beide! Dennoch ist auch Mannzel ganz Eure Tochter!-
Ich bin nur heilsfroh, daß Papis Sturz so glimpflich verlaufen ist. Ich wünsche ihm gute Besserung! Vielleicht ist er schon wieder auf dem Damm, wenn ihn dieser Brief erreicht. Wißt Ihr was ich vergessen habe? [...] Kottes Geburtstag! Ich muß ihm unbedingt nachträglich schreiben. Er wird mir’s nicht übelnehmen. -
Gestern am 2. Pfingstfeiertag habe ich allerhand erlebt. Wir hatten mit unserem „Sanka“ 3 Besatzungsmitglieder, die dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen waren (Fallschirmabsprung über der Front), nach Jalta zur Erholung zu bringen. 8.30 fuhren wir los. In Simferop. hatten wir zunächst allerhand zu erledigen. Von da ging die Fahrt über die Paßhöhe des Jeila-Gebirges nach Aluschka und dann weiter nach Jalta. Jenseits des Gebirges mutet die Landschaft geradezu sizilianisch an. Ich habe allerhand fotografiert! Die Straße bestand fast nur aus Kurven, so daß wir ziemlich durcheinandergewürfelt nachmittags 3 Uhr in Jalta ankamen. Wir lieferten die 3 in einem Erholungsheim einer Luftwaffeneinheit ab. Es ist dies eine Riesenvilla aus der Zarenzeit mit wundervollem Park und einem herrlichen Blick auf Hafen, Bucht das Meer und das Gebirge. Wir sind dann noch kurz zu dem 4 km entfernten Zarenschloß gefahren, daß auch ein einem märchenhaft schönen Park liegt. 4 Uhr mußten wir zur Rückfahrt starten.-
Auf der Heimfahrt hat man uns wieder mal nach dem Leben getrachtet. Zwischen Aluschka und Jalta, auf der Bergstraße halten wir um gegen See und Gebirge hin zu fotografieren. Da sehen wir 5 Maschinen in der Luft herumkurbeln und hören MG-Schüße. Wir dachten, ein Russe würde von deutschen Jägern verfolgt, bis wir, beinahe zu spät, erkannten, daß es nur Russen waren. Einer drehte nämlich ab und flog in ca. 60 m Höhe auf uns zu. Deckung! Mit einem Sprung war ich in einem Erdloch, 3 Meter vom Wagen entfernt, da prasselte es schon los. Als der Spuk vorüber war, besahen wir den Schaden: Unser Wagen hatte 3 Einschüße, auf der Straße konnte man sehen, wo die Dingerchen hingeflitzt waren. Die anderen, welche auf der anderen Straßenseite unter einem Baum lagen, hatten auch großes Schwein. Durch die Zweige waren die Kugeln gegangen und hatten Zweige und Blätter zur Erde gefegt. Weitergefahren sind wir dann natürlich wie die Feuerwehr. Also nützt das große Rote Kreuz unseres Wagens überhaupt nichts! – Auf der Rückfahrt kamen wir noch in die Dunkelheit, durften bei Saki noch einmal Fliegeralarm mitmachen, hatten dann Kühlerdefekt, Zündungsschaden, so daß wir die letzten 15 km gerade noch mit Ach und Krach hinter uns brachten. Um 11 Uhr waren wir daheim. Das war unsere Pfingstfahrt, mit unvergleichlichen Eindrücken sowohl als auch ...
Kinders, mit meiner Ruhe ist es aus. Ich muß ein Blutpräparat härten. Mal sehen was zu tun ist. – Eigentlich könnte ich je jetzt aufhören und morgen wieder schreiben. Da bekommt Ihr eben das noch Mitzuteilende im nächsten Brief zu hören.
Viele herzliche Grüße und einen Kuß allen von Eurem
Reinhard.

 

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