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Brief (Transkript)

Ernst Guicking an Irene Guicking am 07.08.1940 (3.2002.0349)

 

Im Westen, den 7.8.40



Mein Frauchen,

Deinen Brief und die Karte erhielt ich gestern. Es war Nummer 58. Bobi, es fehlen immer noch die Briefsendungen, es waren drei, an jede Adresse eine. Ich möchte nur wissen, wo die jetzt stecken. Sonst hast Du alles bis zum 1.8. quittiert. Natürlich ist schon wieder Verschiedenes unterwegs. Vergiß nicht darüber zu antworten. Es ist mein Anzugsstoff, ein Päckchen Seide und heute geht wieder ein Paket mit braunem Stoff ab. Es liegen da kleine Zettel drin. Paß bitte auf, daß sie nicht verloren gehen. Das gibt eine Hose und so eine Art Kletterweste. Auch habe ich noch Stoff für einen Mantel hier. Er muß nur gefärbt werden. Es ist ein französischer Uniformstoff. Dann habe ich noch etwas. Ach, das gefällt mir einzig. Ich bin gespannt, wie es aussieht, wenn Du es erst mal anziehen kannst. Das kommt vielleicht nächste Woche. Darin hast Du schon immer so wundervoll ausgesehen und ich glaube auch, Du wirst Dich freuen. Ich habe versucht dasselbe noch einmal für mich zu bekommen, aber es ist einfach nichts zu machen. Ich habe suchen lassen und bin auch selbst noch einmal losgefahren, aber es war nichts mehr von dieser Art zu finden. Vielleicht gibt es das später auch wieder, wenn der Krieg vorbei ist. Glaub ich bestimmt. Aber es wird dann verdammt teuer sein. So, Bobichen, ich soll Dir jetzt schreiben, was ich weiß. Ja, mein lieb Mädchen, das ist aber nicht viel. Ich weiß nur, daß wir im September wahrscheinlich Rekruten nach hier bekommen. Also wird die Ausbildung hier losgehen. Siehst Du, das ist alles. Für mich heißt das, daß wir den Winter über wohl noch hier bleiben. Aber deshalb nicht weich werden, Kind. Du hast recht, ich sehne mich auch mal nach etwas anderem als nach diesem täglichen Kram hier. Aber es ist halt Krieg und damit müssen wir uns alle abfinden. Für uns heißt es eben sparen, sparen wo und wie es nur möglich ist. Und das ist immer noch ein Trost für mich. Es ist dann doch auch besser für uns. Wir können doch dann auch das zulegen, was uns vielleicht jetzt geldlich noch nicht möglich ist. Irene, weißt Du, Du bist die Frau eines Soldaten. Kopf hoch! Hoffen wir nun zusammen und freuen uns auf den kommenden Frühling. Aber noch lange, lange, lang müssen wir uns gedulden. Aber immer

Dein Ernst

 

 



Ansicht des Briefes

 

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