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Brief (Transkript)

Horst Feldbusch an seinen Vater am 02.04.1944 (3.2002.0302)

 

Im Osten, 2. IV. 44



Lieber Vater!

Wiederum ist eine Woche vergangen, und wiederum ist ein Brief an Dich fällig. Immer noch sitzen wir auf dem Bahnstützpunkt, unserer sofortigen Ablösung gewärtig. Etwas, aber auch nur etwas hat sich unsere Lage gebessert. Wir bekommen nämlich mehr Zeit, die, wie kann es anders sein, natürlich zum grossen Teil zum Schlafen verwendet wird. Der Winter ist hier verspätet eingetroffen. Sturm, Frost, Schnee wie nie im ganzen Winter. Dazu kommt, dass wir dem echten unverfälschten preussischen Bürokratismus gemäss pünktlich am Frühlingsanfang (20. März) unsere Winterbekleidung abgegeben haben. So frieren wir uns allnächtlich warm. Es ist zu bedauern, dass wir kaum Gelegenheit haben, Lichtbilder anzufertigen. Du würdest erst über meine Künstlermähne staunen. Von militärischem Haarschnitt keine Spur. So ganz langsam nähern wir uns dem Urbild eines typischen Frontsoldaten äusserlich als auch innerlich. Unsere Ernährungslage suchen wir auf manigfache Art aufzubessern. Lebertran, der augenblicklich an uns abgegeben wird, dient ausschliesslich zum Kartoffelnbraten. Krähen, überhaupt, alles was kreucht und fleucht, ist vor unseren Flinten nicht mehr sicher, da eine Abwechslung oftmals erwünscht ist. Nebenbei bestätige ich voll Dank und Anerkennung den Eingang eines Päckchens mit Wurst von Dir. Es hat tadellos geschmeckt und die Wurst hat den Hunger und die Langeweile einer Wachpartie nicht unbedeutend gemindert. Auch Mutters Packet ist gestern eingetroffen. Es war 3 Wochen unterwegs. Nun will ich schliessen. Also, Vater, schreibe oft und viel und sei herzlich gegrüsst von Deinem
Horst
Im übrigen wünsche ich Dir zum 2. Osterfest, wo ich nicht zu Hause bin, das Beste und hoffe, dass wir beim nächsten zusammen in aller Gemütlichkeit und mit gesunder Frische zusammen sind.
Horst

 

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