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Brief (Transkript)

Horst Feldbusch an seine Eltern am 09.01.1944 (3.2002.0302)

 

Im Osten, 9.I.44



Liebe Eltern!

Heute, Sonntag, hat man in dem Einerlei des Dienstes kaum Zeit, ein paar Zeilen zu pinnen. Man muss sich die Minuten stehlen. Na, ich will versuchen, wenigstens jede Woche eine Epistel an Euch abzuschicken. Die letzte Woche brachte ein freudiges Ereignis: Post von Manfred, die erste Post in Russland. Manfred hat mir sein Zeugnis abgeschrieben. Von Euch vermisse ich immer noch das geringste Lebenszeichen, ich hoffe jedoch in absehbarer Zeit Entsprechendes zu erhalten. Mittlerweile sind wir in einem anderen Dorf gelandet und in einem russischem Forsthaus primitiefster Verhältnisse wohnen wir. Beispielsweise haben wir kein Gefäss, um uns zu waschen. Wir schrubben uns behelfsmässig mit -zig Mann in dem Eimer, der am Brunnen hängt und nebenbei auch dazu dient, Trinkwasser hochzubefördern. Das Essen ist auch wenig zufriedenstellend. Ungare Kartoffeln, trocken-kletschiges Brot, kaum Fett und dazu einen Dienst bei 20 Grad Kälte. Na, es geht alles vorüber. Geldlich bescheisst man uns nach Strich und Faden. Gestern haben wir Marketender Ware empfangen. 10 Dosen Streichhölzer, Schreibpapier, 24 Zigaretten, 1 Paar Pappeinlegesohlen, 2 Tuben Zahncreme, das ganze die Kleinigkeit von 10 Mark. Sonst geht es mir wie immer, den Verhältnissen entsprechend. In der Hoffnung von Euch endlich einmal Post zu erhalten, (die letzte stammt vom 22. November!) verbleibe ich mit vielen Grüssen als Euer
Horst

 

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