Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Wilhelm Nünnighoff an seine Eltern am 04.11.1944 (3.2008.1389)

 

Mauer-Oehling, am 4.11.44



Liebe Eltern!

Gestern erhielt ich mit großer Freude Euren lieben Brief per Einschreiben mit den Küchen und Fleischmarken. Meinen allerherzlichsten Dank dafür. Diese Marken kann ich sehr gut gebrauchen. Der Brief war vom 29.10. geschrieben und am 30.10. abgestempelt. Ihr seht also wieder, wieviel das hier ausmacht, wenn man einen Brief per Einschreiben schickt. In vier Tagen war nun schon der Brief hier. Schickt nur weiter alle Briefe per Einschreiben.
Aus Euren Zeilen sehe ich, daß Ihr an einem Mittag einen schweren Angriff erlebt habt. In der Heinrichstraße sind also auch die Häuser alle ziemlich schwer hergenommen. Das ist doch wirklich schrecklich mit diesen täglichen Angriffen. Bringt Euch nur immer rechtzeitig in Sicherheit. Dazu sagt dann der Wehrmachtbericht schweren Terrorangriff auf Essen. Ich hatte mir schon Sorge gemacht, als ich im Wehrmachtbericht vom Angriff auf Essen hörte, denn meistens bekommt Ihr doch auch immer etwas mit. Naja, wie ich sehe hat es bei Euch außer einem Dachschaden und Scheiben kaputt mal wieder gut gegangen. Hoffentlich hat das alles bald eine Ende. Die Zeche ist diesmal auch schwer getroffen worden, was bisher ja noch nicht der Fall war. Dann das dauerende laufen zum Bunker bei Akuter Gefahr macht aeinem ja auch auf die Dauer verrückt. Daß nach der Entwarnung der Laden brechend voll steht und die Leute alle schnellstens abgefertigt werden wollen, kann ich mir gut vorstellen.
Dann sehe ich, daß doch unendlich viel Post aus Italien zurückgekommen ist. Besonders die Lire, aber auch wichtig sind die 100 Zigaretten. Wenn die nun noch zurückkommen, dann ist ja wieder alles klar. Das Schmalz ist also noch nicht angekommen. Ich glaube es wird wohl verloren gegangen sein. Das ist doch schon so lange her, als ich das abgeschickt habe. Nun habt Ihr also Euer Fest auch beendet. Wie Ihr schreibt, habt Ihr an dem Sonntag wo die Herren geladen waren, nicht schlecht gelebt. Es ist nur schade, daß ich nicht dabei sein konnte. Daß die Herren alle den Kopf geschüttelt haben, wie man sowas im 6. Kriegsjahr noch alles bieten kann, kann ich mir denken. Es werden auch wohl allerhand Männer dagewesen sein. Hauptsache ist, wenn Ihr Euch gut amisiert habt und vom Tommy nicht alzuoft gestört worden seid. Den Brief, wo Ihr den Verlauf vom 7. Okt. geschildert habt, habe ich noch nicht erhalten. Er wird wohl bald kommen. Ich wollte das Paket mit dem Streußelkuchen käme bald an. Heute Mittag werde ich mir sofort ein paar Brötchen und Kuchen holen. Ich habe nämlich einen wahnsinnigen Hunger. Daß ich besondere Verpflegung, Zusatz und das Weißbrot nicht mehr bekomme, habe ich Euch ja schon geschrieben. – Gestern hörte ich im Radio wieder von einem schweren Angriff auf Duisburg. Hoffentlich habt Ihr davon nichts mitbekommen. Nun für heute wieder Schluß. Nochmals vielen Dank für die Marken und recht viele Grüße von Eurem
Sohn Willi.

 

top