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Brief (Transkript)

Wilhelm Nünnighoff an seine Eltern am 23.07.1944 (3.2008.1389)

 

23.7.44



Liebe Eltern!

Obwohl ich von Euch schon fast eine Woche keine Post mehr habe, will ich Euch doch in der kurzen Freizeit die ich habe, einige Zeilen schreiben. Wir sind jetzt nicht direkt in vorderster Linie eingesetzt; aber mir reicht es schon vollkommen. Die Artillerie beharkt uns Tag und Nacht. Im Augenblick greift der Engländer nicht mit starken Kräften an. Er macht mal wieder eine große Feuerpause, und dann kommt es wieder mit Massen von Panzern an. Wir erwarten jetzt wieder einen schweren Angriff vom Engländer. Ich liege im Augenblick in der Nähe von Ancona. Dauernd werden vom Feld-Ersatz-Btl. Leute zu ihren alten Einheiten abgestellt die in vorderster Linie liegen. Vorgestern schoß der Feind rund 200 Schuß mit der Artillerie in die Stadt in der wir lagen. Es ist aber nichts passiert. Vor einigen Tagen merkte ich zum ersten Mal, welche schwierigen Aufgaben eine Melder im Einsatz zu erfüllen hat. In dem Augenblick, wo die Kompanie sich zurückzog, mußte ich nach vorne fahren in eine kleine Stadt auf einem Berg die unter schwerem Granatwerferbeschuß lag. An dem Tag habe ich meine Feuertaufe erhalten. Ich kann Euch sagen links und rechts von mir Granateinschläge. Ich habe aber meinen Auftrag erfüllt und bin heil wieder zurückgekommen. Hoffentlich habe ich weiterhin viel Glück. - Heute haben wir nach langen Warten ein Teil unserer Tropenuniform bekommen. Wir haben eine Hose, ein Netzhemd und eine Netzunterhose empfangen. Darauf haben wir schon lange gewartet. Fragt mal bitte bei Kempken nach, ob er meine Armbanduhr noch ein Lederarmband hat. Es muß aber sehr schmal sein. Ihr könnt das dann im Brief schicken. Mein Armband ist nämlich bald zerfetzt. Nun muß ich wieder schließen. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen grüßt Euch Euer Sohn
Willi

 

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