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Brief (Transkript)

Wilhelm Nünnighoff an seine Eltern am 26.06.1944 (3.2008.1389)

 

Italien, am 26. Juni 1944



Liebe Eltern!

Mit großer Freude erhielt ich vor einigen Tagen zum ersten Mal meiner Versetzung zum Feld-Ers.-Btl. Post von Euch. Meine alte Kompanie hat und auch seitdem keine Post mehr nachgeschickt. Wie ich Euch ha vor einigen Wochen schrieb, mußten auch wir zur Front abrücken. Wir sollten 10 Tage lang des Nachts marschieren und dabei bei Tage im freien schlafen. Das Marschieren habe ich alles gut überstanden. Nicht eine einzige Blase habe ich mir gelaufen. Am Tage gabs auch fast nichts zu schlafen. Ehe man sich mal eine bißchen Stroh besorgt hatte, um nicht ganz auf kaltem Boden zu liegen, war schon eine schöne Zeit vergangen. Dazu kam denn noch essen und Waffenreinigen und Waschen, sodaß nicht mehr viel Zeit zum schlafen übrig blieb. Am Abend um 18.00 Uhr mußten wir auch schon wieder abmarschbereit stehen. Während dieses ganzen marschierens hatte ich nur einmal Gelegenheit, ein paar Zeilen an die Heimat zu senden. - Kaum waren wir am Endziel angelangt, da wurden dann, wie Ihr sicher im Wehrmachtsbericht gehört habt, die Absetzbewegungen begonnen und wir mußten den ganzen Weg wieder mit allen anderen Einheiten zurück marschieren. Wir liegen jetzt seit einigen Tagen wieder da, u.zw. in einer Mühle, wo wir damals abmarschiert sind. Hier müssen wir die Küste vor feindlichen Landungsversuchen schützen was der Feind fast jede Nacht versucht. Ich kann Euch leider nicht oft schreiben, da ich seit drei Tagen mit wechselnder Temperatur zu Bett liege. Nach bisher groben Feststellungen soll ich Malaria haben. Macht Euch aber nur keine Sorgen um mich, es wird schon wieder besser werden. Daß die Lire nun gerade noch an die alte Feldp.Nr. gegangen sind, ist ja gerade nicht erfreulich. Ich glaube aber nicht, dass die Briefe fortgekommen sind. Die alte Kompanie ist nämlich auch um dieselbe Zeit zum Einsatz gekommen, sodaß sie vielleicht noch nicht dazu gekommen ist, uns die Post nachzuschicken. Wie ich weiter aus dem Brief ersehe, hat Herr Dibbern Silberne Hochzeit gehabt. Grüßt Ihn recht vielmals von mir und ich spreche ihm nachträglich meine herzlichsten Glückwünsche aus, Selbst kann ich ihm leider nicht schreiben da ich eigentlich gar nicht aufstehen darf und auch nur das Schreibpapier zur Verfügung habe, was in Eurem Brief beilag. Mein Tournister ist nicht bei uns, der ist schon weiter weg. Nun will ich mich gleich wieder schlafen legen. Essen kann ich überhaupt nichts. Habe nur immer wahnsinnigen Durst. Die Schmerzen liegen hauptsächlich in der Magengegend. Der Arzt sagte mir, ich sollte mich warm einpacken und Ruhe halten. Das ist alles gut gesagt wenn man was hat.
So nun Schluß für heute. Grüßt bitte alle Verwandten und Bekannten recht schön. Hoffentlich ist bei Euch noch alles gesund. Ich werde hoffentlich auch bald wieder auf den Beinen sein. Seid nun alle recht vielmals gegrüßt von Eurem Sohn
Willi

 

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