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Brief (Transkript)

Helmut Schneiss an seine Eltern am 17.06.1944 (3.2002.7595)

 

Bielefeld, den 17.6.44



Meine lieben Eltern!

Zu Eurer morgigen silbernen Hochzeit bringe ich hiermit mein herzlichsten Glück und Segenswünsche zum Ausdruck. Hoffentlich ist es Euch vergönnt noch recht lange Freud’ und Leid als treue Lebensgefährten zu teilen und nach diesem Krieg, der hoffentlich mit unserem Sieg enden wird, eine recht glückliche und sonnige Zeit zu verleben. Es ist ein schönes und erhabenes Gefühl, wenn man auf eine so vortreffliche 25 jährige Ehekameradschaft, wie sie bei Euch immer der Fall war in außerordentlich gutem Einvernehmen und großer Liebe, zurückblicken kann. Und so hoffe ich denn, daß Ihr den morgigen Tag, wenn auch kriegsbedingt, festlich begehen werdet. Es wäre zu schön wenn es mir vergönnt wäre in Eurer Mitte zu sein aber leider ist bei uns, wie ich schon mitteilte, Urlaubssperre. Ob wir uns noch einmal vor meinem nächsten Einsatz sehen werden, ist überhaupt noch sehr fraglich. Wie Ihr wisst, bin ich in der Marschkomp. u. kann jeden Tag mit meiner Abstellung zu einer der 3 Fronten rechnen.
Eure Karte anläßlich des 25 jähr. Ehejubiläums der Schwiegereltern vom 11. 6. und Euren Brief vom 13. 6. habe ich erhalten. Recht herzl. Dank dafür.
Wie aus den letzten Wehrmachtsberichten hervorging, haben wir London und Südengland mit neuartigen Sprengkörpern schwersten Kaliebers angegriffen. Diese Tatsache wird wohl jeden Deutschen wieder mit neuer Zuversicht erfüllen. Es ist der Anfang der so lange erwarteten Vergeltung. Habt Ihr den Vortrag Fritsches gehört? Er war sehr interessant. Es ging daraus hervor, daß wir noch andere neuartige Waffen besitzen, die in jahrelanger Arbeit unserer Erfinder, Techniker usw. nun soweit entwickelt seien, daß sie zum Einsatz kommen können. Ich bin gespannt wie sich nun alles weiterentwickelt.
Euer Brief vom 13. 6. gab mir endlich die Gewissheit, daß beim letzten Angriff gottlob wieder alles gut gegangen hat. Nun kann ich wieder beruhigt sein, allerdings nur bis zum nächsten Knall. Ach, wenn das doch alles mal ein Ende hätte.
Hier in der Marschkomp. habe ich mich schon ganz gut eingelebt. Habe nette Stubenkameraden und auch mein alter Kamerad W. Pferdekämper liegt mit mir auf der Stube.
Nun hoffe ich recht bald wieder ein liebes Brieflein von Euch zu erhalten und verbleibe mit den herzlichsten Grüßen
Euer Helmut.

 

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