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Brief (Transkript)

Robert Witzke an seine Ehefrau am 8.7.1941 (3.2002.7605)

 

Afrika, d. 8.7.1941



Meine heißgeliebte Ingeborg!

Gestern sind nun endlich 2 schon lange erwartete Päckchen eingegangen. Eins von Mutti mit 2 Päckchen Puddingpulver und einer Konservenbüchse mit Backwerk, abgeschickt am 29. Mai - das andere ist von Dir, vom 7.6.41. Inhalt: 2 Päckchen Puddingpulver, 1 Tube Hautcreme und ebenfalls Gebäck, verpackt in einem schönen Goldblechkästchen. Schade, daß ich es nicht zurückschicken kann. Aufheben werde ich es aber auf jeden Fall. Dir und auch Mutti danke ich recht herzlich für die lieben Päckchen. Dieses Mal hatte das ganze Gebäck trotz der langen Reise auch nicht das Geringste abbekommen. Es schmeckte alles vorzüglich. Mit Puddingpulver komme ich ja nun eine ganze Weile aus. Creme habe ich auch noch genügend, Filme habe ich noch 4 Stück, den 5-ten im Apparat. Es reicht also vorläufig auch noch, zumal es ja jetzt noch ziemlich ruhig hier ist. Wenn es Dir aber möglich ist, mir mal wieder 1 Tube "Chlorodont" zu schicken, dann bin ich Dir sehr dankbar. Ich weiß ja nicht, ob es Dir leicht sein wird, das zu bekommen. Wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm. Kamelmist ist nämlich auch ganz gut.
Sonst ist noch alles in Ordnung. Wir liegen zwar immer noch in der Wüste, ärgern uns mit den Fliegen und Sandstürmen herum, aber somit haben wir immer schönes Wetter. Tagtäglich scheint die Sonne strahlend vom wolkenlosen Himmel. Schöön!! - Man darf es nur nicht weitererzählen.
Wie schön muß es jetzt zu Hause sein. Die Erdbeeren werden reif, dann später die Stachelbeeren, die Johannisbeeren - und dann die großen Pflaumen. Ich wünsche Euch nur, daß Ihr dieses Jahr recht viel Obst habt. - -
An die Sandstürme haben wir uns ja inzwischen längst gewöhnt, aber an eines werden wir uns nie gewöhnen - und zwar an die verdammten Fliegen. So was Lästiges gibt es auch nur einmal. Man kann hinkommen, wo man will, stets sind die Biester da und gleich in so großer Anzahl, wie man sie kaum zu Hause auf dem Lande vorfindet. Man kann sie ein Dutzend und mehr Mal wegjagen, sie fliegen einen immer wieder an. Da wir meist nur die kurze oder die Badehose anhaben, spürt man sie aber auch am ganzen Körper. Jetzt sitzt eine auf dem Mund - man jagt sie weg, sie sitzt wieder auf dem Mund - man jagt sie wieder weg - im Nu sitzt sie auf der Nase - langsam wird man wild und - schlägt kurz zu - sie ist längst wieder weg und sitzt nun auf einem Ohr. - Die Nase tut natürlich weh, weil man zu fest hingehauen hat. Nun ist's ganz aus. - Die Mütze her. - Blitzschnell schlägt man nach dem Ohr - genauso blitzschnell ist das Biest aber auch schon weg und sitzt wieder im Gesicht - wieder ein Schlag - au! - ein Auge tränt, weil man mit dem Mützenrand da reingewixst hat. Nun folgen blitzschnelle Schläge überall dahin, wo welche sitzen und bis die Wut gestillt ist. Armer Irrer! - So geht das immer wieder.
Jetzt gang i ans Brünnele, trink' aber nit! - Und warum nicht? - Na weil nichts drin ist! -
Inge! Inge! Inge!
Sei Du stets guter Dinge!
Wenn einst der Krieg zu Ende geht,
der Robert wieder vor Dir steht -
ist alles Leid vergessen.
Das Glück nicht zu ermessen!

Robert! Robert! Robert!
Du hast mein Herz erobert.
Drum folgt' ich Dir vor einem Jahr
aus lauter Lieb' zum Traualtar.
Ich bin so froh - denk' stets daran,
daß ich Dein Weib bin - Du mein Mann.

Au Backe, Backe, Backe,
mir platzt jetzt schon die Jacke,
wenn ich so denk' an spät' re Zeit,
an all die Lieb und Seligkeit,
dann pfeife ich auf Afrika -
für mich bist dann nur "Du" noch da.
Heia Safari

Du siehst, meine Birne ist also doch noch nicht ganz aufgeweicht. Also geht's dem Robert gut.
Ingeken, warst Du schon mal zum Baden? - Ich möchte mal gerne mit Dir zusammen baden gehen. Du würdest dann ganz doll mit mir auffallen. Als wir neulich mal in Bardie zum Baden waren, liefen dort einige ganz frisch in Afrika eingetroffene Landser rum. Junge, war das ein Unterschied. Unsere Jungens durchweg beinahe schwarzbraun und dazwischen diese weißen Gestalten. Es sah ja direkt gemein aus. Uns fällt es untereinander gar nicht mehr auf, weil alle gleich aussehen.
Ich warte jetzt täglich sehnlichst auf Briefpost von Dir. Sicherlich werden auch wieder Bilder unterwegs sein.
Und nun sei mir herzl. gegrüßt und geküßt von

Deinem Robert.

 

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