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Brief (Transkript)

Eltern an Helmut Schneiss am 07.04.1943 (3.2002.7595)

 

Essen, den 7. 4. 43.



Lieber Helmut!

Nachdem wir Deinen lieben Brief v. 22/3. mit der unangenehmen Naxchricht von Deinem Lazarettaufenthalt Ende März erhalten hatten und auch umgehend wieder beantwortet haben, erreichte uns soeben Dein sehnsuchtsvoll erwarteter lieber Brief vom 30/3. Hab innigsten Dank für Deine lieben Zeilen. Nun können wir wieder einigermaßen beruhigt sein, wissen wir doch, Deine Krankheit hat sich sehr gut gebessert und Du wirst bald wieder gesund, l. Sohn. Daß Du nun länger Post von uns nicht bekommst, tut uns sehr leid, umso mehr, als bei uns hier in Essen in letzter Zeit ziemlich dicke Luft ist. Einzelheiten über die letzten L.-Angriffe habe ich Dir in meinem letzten Brief – im Rahmen des Möglichen – geschildert. Gottlob können wir bis heute noch mitteilen, daß wir, wenigstens in unserer Sippe, noch gesund sind. Irmgard nebst Eltern sind nun leider auch in der Nacht vom 3 zum 4.4. von dem brit. Terrorangriff betroffen worden. Der Gebäude- + Sachschaden ist ungefähr wie derjenige an unserem Hause. Beckmann’s nebenan haben mehr gelitten und das Haus des Architekten Siepmann ist vollkommen durch Brandbomben zerstört und muß neu aufgebaut werden. Wenn Du jetzt einmal wieder auf Url. kommst, wirst Du manches verändert vorfinden. Das alles macht uns aber nicht schwach und wankelmütig, im Gegenteil, wir müssen trotzdem und gerade jetzt die Zähne zusammenbeißen und immer härter werden, dein ein Ziel gibt es für uns nur noch: Großdeutschlands Endsieg! Von Heinz, welcher in der Gegend von Charkow liegen soll, haben wir länger nichts gehört.
Helmut Braun ist, einem Brief seiner Mutter zufolge, in R. im Einsatz. Leonhard ist noch immer in Saargmünd
Irmgard wird höchstwahrscheinlich Essen den Rücken kehren, es ist auch besser für werdende Mütter in den luftgefährdeten Gebieten. Wir freuen uns, daß Du wieder einmal einige Stunden Zerstreuung gehabt hast. Der Film und auch die Vorführungen im kl. Variété haben Dir sicher gut gefallen. Vor einigen Tagen nahm ich Gelegenheit, Deinen Bfk. Herrn Kruft zu begrüßen. Die von Dir bestellten Grüße erwidert er herzlichst. Auch sein Sohn liegt in einem Laz. an der Südfront im Osten.
L. H. Wir freuen uns ungemein, daß Deine treue Begleiterin „ Mauser“ Dich noch nicht verlassen hat. Ganz besonders bin ich glücklich, die Pistole an Deiner Seite zu wissen. Nun, solltest Du noch im Lazarett sein, weiter recht gute Besserung. Heil + Sieg!
Herzlichst grüßt Dich mein lieber Sohn Dein Vater
Herzl. Gruß von Deiner Mutter.

 

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