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Brief (Transkript)

Eltern an Helmut Schneiss am 08.01.1943 (3.2002.7595)

 

Essen, den 8. 1. 43.



Lieber Helmut!

Zunächst recht herzl. Dank für Deine lieben Briefe vom 1/1. + 2/1. 43. Wie Dir so geht es auch uns gottlob noch gut. Angesichts der zahlreichen tägl. Luftangriffe kann man immer froh sein, wenn man morgens noch gesund erwacht und munter aufstehen kann. Heute früh – ich war aufgestanden – und hatte mich gerade gewaschen, da, um 5.45 Uhr ertönten die Sirenen. Zeche Humboldt, Borbeck, Altenessen usw. fielen Brand-, Sprengbomben und Luftminen. Weiterer Kommentar bezgl. deren Wirkung überflüssig.
Die tollste Nacht mußte ich mit meinen Kameraden von Sonntag, dem 3/1. zu Montag, dem 4/1. erleben. Ich hatte in dieser Nacht gerade L. Dienst. Gegen 20 Uhr ertönten die Sirenen. Unmittelbar danach fielen auch schon Bomben jeglicher Art an allen möglichen Orten unseres Stadtgebiets. Mein Dienstgebäude wurde auch mit Brandbomben belegt, welche wir aber bald löschen konnten. 10 – 20 m vor meinem Dienstgeb. fiel eine beträchtliche Anzahl Brandbomben, die ein Feuermeer hervorriefen. Auf meinen Anruf rückte sogar nach einigen Minuten 1 Löschzug der Städt. Berufsfeuerwehr an, welcher dann ganze Arbeit machte. Das Warenhaus Althoff hat ebenfalls lecker gebrannt, weiter Handelshof, Schleehostr. u. a. m. Heute früh um 5.50, ach das schrieb ich ja bereits am Anfang meines Briefes -.
Heute Nacht habe ich wieder L.Dienst, soeben v. 19 – 19.50 Uhr war wieder Alarm, bei uns ist nichts passiert. Wenn ich etwas ausführlich in meinen Schilderungen geworden bin, so soll das kein Wehklagen bedeuten, wir müssen dieses eben ertragen, ein Zurück gibt es nicht.
Nun ein anderes Thema l. Helmut Wir haben uns köstlich über Deinen „Fiffi“ amüssiert. Ja, wenn so ein Tierchen keine Arbeit machte, wäre das Halten ein Vergnügen. Du hast wohl mit „Fiffi“ französisch gesprochen, was?
Das Du mit Heinz nicht länger sprechen konntest, war eigentlich schade.
Helmut Braun steuert, wie er uns schrieb, einen PKW.
Hier ist es seit einigen Tagen etwas kälter – was man nach unseren Begriffen so kalt nennt. Heute früh zeigte das Thermometer 5° minus, Schnee liegt auch seit Weihnachten.
Nun wollen wir hoffen, daß alle gesund und heil bleiben, damit wir uns froh wiedersehen.
In diesem Sinne sei herzlichst gegrüßt von

Deinen Eltern.

 

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