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Brief (Transkript)

Johannes Hamm an seine Ehefrau am 21.08.1943 (3.2002.7184)

 

St. Qu. 21.8.43

Liebe Käthe!

Herzlichen Dank für Briefe vom 31.7. u. 3.VIII. Der Bürgermeister von Schieratz schrieb mir, daß er die Wohnung freigibt. Sofern unsere Schwägerin noch nicht zu Dir zog, bitte ich Dich meine Mutter aufzunehmen, da Berlin geräumt wird. Meiner Mutter schrieb ich, daß die Dir die Sparkassenbücher wieder zuschicken soll. Du mußt sofort die Sparguthaben der Stadt Berlin auf das neu zu eröffnende Sparkonto in Warta überweisen lassen und zuvor richte für mich, Bärbel und HaDieter Konten ein. Die Sperrbeträge zur Aufrechterhaltung der Berliner Konten lasse bestehen. Also etwa 20.- RM je Konto. Sobald die Konten errichtet sind, teile mir die genaue Kontenbezeichnungen und Beträge mit. Dann schreibe sofort der GSW, daß mein Gehalt ab sofort, d.h. voraussichtlich 1.X. auf Dein Konto in Warta zu überweisen ist. Ich habe die Bezeichnung Deines neuen Kontos verlegt. Gleichzeitig widerrufe die Daueraufträge meines Berliner Stadtbankkontos für Miete unserer Wohnung, Mutters Wohnung, Mutters Unterhalt, meine Beiden und Deine Lebensversicherung. Gleichzeitig erteile diese Daueraufträge neu zum 1.X. der Bank in Warta. Damit es leichter geht, nimm die Bankakte mit den Daueraufträgen mit zur Bank und laß alles gleich dort tippen. Brief an GSW und Berliner Stadtbank, sowie Sparkasse. Das ist alles notwendig für den Fall, daß Berlin ebenso zerstört wird wie Hamburg. Erledige es bitte sofort, denn wenn es zu spät sein sollte, gibt es große Scherereien und Du sitzt auf dem Trockenen.
Für alle Fälle teile ich Dir Deinen zuständigen Wehrmachtfürsorgeoffizier mit: Wehrmachtfürsorgeoffizier Kalisch, Hermann Göringstraße 14.
Ich schicke Dir wieder Tabak und Cigaretten. Dafür soll Dir ein poln. Arbeiter unmittelbar neben dem Haus, - aber soweit ab, daß Mauerteile nicht hineinstürzen können einen Splittergraben bauen und zwar wie umstehend gezeichnet. Die Seitenwände mit Flechtwerk absteifen. Nach dem einen Ende Gefälle und ein Sickerloch. Auf dem Boden Lattenrost. [Skizze] Ein Ende des Grabens ist zu überdachen mit Balken, die auf dem Hof herumlagen. Auch dieses ist eine Vorsichtsmaßnahme, da die Idioten in der Presse bekanntgegeben haben, daß die Berliner Bevölkerung nach dem Warthegau gebracht wird. So wie ich die Engländer kennen, werden sie nun auch nach dem Warthegau fliegen.
Laß Dir die Wohung streichen, wenn Du jemand findest. Ich bewillige den Preis.
Ich vermisse auf meinem Postscheckkonto den Eingang des Verkaufspreises für meinen Regenmantel. Du müßtest mir nicht nur die Auszüge, sondern auch die Abschnitte schicken, damit ich kontrollieren kann, wer zahlte.
Ich bin seit einigen Tagen nicht mehr im Orel-Abschnitt sondern nördlicher in einer schöneren Gegend. Ich traf in Br. zwei Rekruten vom SR3 aus Eberswalde, die sich sehr über das Wiedersehen freuten. Doepner wurde verwundet. Rechtes Trommelfell geplatzt. Hatte noch Schwein. Die Zeitungen sind auf einmal voll voll „Nebel“. Wir hatten große Erfolge. Es steht gut. Besonders da, wo ich jetzt bin. Eine Division vernichtete gestern 2 Regimenter und 54 Panzer, die durchgebrochen waren. Die Angriffskraft der Russen läßt nach. Es besteht kein Anlaß für die Heimat bezüglich der Lage im Osten den Kopf hängen zu lassen. Andererseits staune ich immer wieder über die enormen Leistungen der Heimat, die man an dem Nachschub an Waffen und Gerät sieht.
Der Vertrag folgt gesondert.
Dir und den Lütjen herzliche Grüße und Küsse
Dein Hans

Du tutst mir sehr Leid mit den Beschwerden Deines Zustandes. Es soll nicht wieder vorkommen.

 

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