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Brief (Transkript)

Johannes Hamm an seine Ehefrau am 11.05.1940 (3.2002.7184)

 

11.5.1940


Liebe Käthe!

Ich hoffe, daß Du die letzte Post so rechtzeitig erhieltst, daß Du nicht unnütz zu warten brauchtest am Telephon. Es tut mir so leid, daß ich Dir diese kleine Pfingstfreude nicht machen konnte, aber es ist ja wichtiger, daß es endlich vorwärts geht.
Wo wir stehen, dürfen wir nicht schreiben, aber Du wirst es unschwer erraten.
Es war ein herrlicher Tag, als es gestern los ging. Überall blühte der Flieder, die Vögel sangen und die Sonne schien. Die Stimmung war nicht ausgelassen, aber abgeklärt. Alle freuen sich, daß es nun der Entscheidung entgegen geht. Wir haben noch keine Feindberührung, aber es wird sich wohl nur noch um Stunden handeln. Auch diesmal ist offenbar unsere Luftüberlegenheit vorhanden, denn von feindlichen Fliegern war bisher nichts zu sehn. Sollte die Post längere Zeit ausbleiben, so mach Dir keine Sorgen. Es wird wohl wie in Polen werden, sodaß unter Umständen wochenlang keine Post nachkommt.
Anliegend ein Brief meines Kameraden Maske mit der Bitte, die Sachen für Dr. Goebbels auszusuchen und Dich mit Fr. Dr. Maske in Verbindung zu setzen. Vor allem suche die Originalabzeichnungen für die „Yacht“ heraus und dann die Zusammenstellung der Gedichte von Srolna [?] zurück. Ich lege Wert darauf, daß diese Sammlung dem Dr. Goebbels gezeigt wird. Ferner Baerbelchens Bild und die politischen Zeichnungen aus der schwarzen Mappe. Bitte alles recht schön zusammenstellen und ordnen in gefälliger Form. Das Buch von Srolna [?] dazu, ferner die Fotos meiner Wandmalereien (siehe Fotoalbum). Meine Mutter wird Dir dabei helfen. Es ist dies eine einmalige Gelegenheit bekannt zu werden. Füge auch die Bilder aus Iburg bei, kurz alle schönen Zeichnungen aus dem Felde.
Schickt jetzt keine Bücher und Sachen ab, die ich nicht ausdrücklich erbitte. Ich habe schon viel zu viel Gepäck. Nur schmutzige Wäsche sofort zurück, sobald Postsperre aufgehoben.
Mir geht es gesundheitlich wieder recht gut. Ich habe viel geschlafen und hoffe nun allen Strapazen gewachsen zu sein. Meine Beförderung schlummert bei der Division, aber jetzt habe ich andere Sorgen, bzw. die Depression ist mit einem Schlage gewichen. Nicht wenig hat hierzu das angenehme Auffallen beim Führer gesorgt.
Sollten meine Schwestern mit Rücksicht auf die Luftgefahr Mannheim und Höchst verlassen wollen, so steht ihnen unsere Wohnung zur Verfügung. Nur müssen sie auf die Kinder aufpassen, daß die nicht die guten Sachen ramponieren.
Und nun liebe Käthe sei herzlich gegrüßt von
Deinem Hans.
Grüß auch meine Mutter und das Bärbelchen. In wenigen Monaten wird der Sieg unser und der Krieg aus sein.

 

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