Afrika, d. 19.6.1941

Meine liebe Ingeborg!

Melde gehorsamst, alles in Ordnung! Nach 3 Tagen harten Kämpfen an der Sollum-Front, haben wir, das heißt, das Afrika-Korps, einen glänzenden Sieg errungen (wie der Wehrmachtbericht vom 18.6. lautet). Was das in Wirklichkeit bedeutet, kann sich nur der vorstellen, der hier mit dabei war. In einem Tag- und Nachtmarsch wurden wir durch die Wüste (da ja Tobruk umgangen werden muß) hierhergeworfen. Kaum angekommen, mußten wir auch schon herunter von den Fahrzeugen, denn im Nu gingen einige in Flammen auf. Der Tommy hatte, vom Süden kommend, "Capuzzo" und "Sidi Omar" mit starken Panzerkräften genommen; wollte Sollum in den Rücken fallen und im weiteren Verlauf die Verbindung mit Tobruk herstellen. Er hatte aber die Rechnung ohne unseren Rommel gemacht. Die ganze Lage übersehend, waren wir (sowie die ganze Div.) schon 2 Tage vorher durch die Italiener bei Tobruk abgelöst worden. Am Sonntag rollten wir plötzlich ab in die Wüste (Tempo etwa 15 - 20 Std. Klm) Montag vormittag standen wir schon auf der ganzen Linie dem Tommy, zu seiner Überraschung, gegenüber. Bis unsere Panzer da waren, mußten wir leider wieder den ersten Ansturm in Kauf nehmen. Mit seinen schwersten Panzern, dem "Mark II", rollte der Engländer an. Schon am Dienstag waren "Capuzzo" und "Sidi Omar" wieder fest in deutscher Hand. In rollenden Einsetzen hatten unsere und auch engl. Flugzeuge beide Fronten mit Bomben belegt. Meist, wenn unsere Jäger gerade weg waren, kamen engl. Jäger und beharkten uns im Tiefflug. Doch sie wurden schnell wieder vorsichtig, nachdem schon am Dienstag 14 Flugzeuge abgeschossen wurden.
Heute ist Donnerstag. Wir liegen nun am Drahtverhau der schnurgerade Ägypten und Libyen trennt. Überall, sowohl auf libyschem als auch auf ägyptischem Boden, stehen zerschossene engl. Panzer herum. Gleichzeitig mit diesem Brief werde ich Film Nr.12 abschicken. Es sind dies Bilder von der Front bei Sollum.
Die beiden Bilder, die ich beigelegt habe, sind Aufnahmen nach dem Wüstenmarsch vor Tobruk und den Tagen nach Ostern bei T. Du siehst, wie der Bart wächst, wenn man kein Wasser hat.
Hier geht es uns wieder genauso. Seit Sonntag hat sich noch keiner waschen können. Sind wir Schweine, was? Der Nachschub durch die Wüste ist ja so verteufelt schwer. Wir sind ja schon zufrieden, wenn wir einigermaßen genug Wasser zum Kochen bekommen.
Für Deine Briefe vom 4.6. mit Deinem Bild und vom 9.6. recht schönen Dank. Das Bild möchte ich doch lieber behalten, ja? -
Der Günter ist nun also auch weggekommen. Na, ich bin ja gespannt, wo er steckt. Denken kann ich es mir schon.
Zwei Illustrierte sind auch schon angekommen. Besten Dank! Allerdings war mit der Rätselecke nichts mehr anzufangen. Schade!!!
Sonst alles in guter Glut. Wünsche Dir auch alles Gute. Recht herzl. Grüße und einen Kuß von
Deinem Robert.