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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 19.04.1940 (3.2002.7139)

 

L, 19.4.40.



M.l.B!

Da ich schon wieder eine Menge Post seit meinem letzten Brief bekommen habe, wird es höchste Zeit, mal wieder zu schreiben.
Also Du hast noch einen guten Plattenspieler bekommen und sitzt jetzt ohne Platten da; na, Du hast recht, es gibt Schlimmeres; laß ruhig weitere Bemühungen vorerst, auch die geplante Anzeige wegen alten Platten. Daß er vom Laufenden bezahlt ist, will ich hoffen, da ich ja trotz Geldsendungen im Haushalt nicht teuer komme, ja sogar gelegentlich etwas spendiere.- Hoffentlich hast Du - um diese „geschäftlichen“ Dinge zuerst zu erledigen - schon tüchtig Farbfilme eingekauft (die ich erst auf Abruf zu schicken bitte) - Herr Geiger schrieb mir heute, in Küstrin gibt es keine mehr und es ist nicht abzusehen, wann es wieder gibt; er schreibt, daß für ihn das schlimmer sei, als wenn es keine Butter gäbe; solltest Du sehr viele Filme noch bekommen, kannst Du ihm ja mit 1 od. 2 eine Freude machen. Er ist übrigens auch schon gemustert, bleibt aber vorläufig noch beim Werk.
Was mich angeht, so liegen wir noch an gleicher Stelle und es ist ein fürchterlicher Exerzierdienst wieder eingerissen, der mir bis zum Hals steht und mir immer wieder zeigt, was für ein schlechter Paradesoldat ich bin; viel anders wird es in Guben auch nicht sein und man bedauert tatsächlich, nicht in Skandinavien mit dabei gewesen zu sein. (Es sieht übrigens ganz so aus, als ob wir hier noch ein Weilchen bleiben, vielleicht sogar wieder in den Bunker kommen). Mit größerer freierer Zeit ist es sehr dürftig bestellt, letzten Sonntag war ich etwas im hiesigen Schwarzwald, bin aber ordentlich eingeregnet.
Über die netten Beschreibungen der Kinderbegebenheiten habe ich mich sehr gefreut; paßt gut auf, daß die Kleine nicht zuviel Tapeten ruiniert oder anders kaputt macht (ich habe seinerzeit in Stuttgart etwas von Porzellan läuten hören bzw. gelesen!). Das scheint ja mit Brederlows ganz gemütlich gewesen zu sein; weißt Du, Du mußt Leute, die an die Straßenbahn gebunden sind, früher einladen, dann muß die Gehilfin für die Kinder sorgen; Du hast sie ja jetzt den ganzen Tag und sicher dadurch in ihr eine größere Hilfe nach einer gewissen Einlernzeit.
Das zuletzt geschickte Bildchen ist tatsächlich etwas blöd und ich habe erbarmungslos nur das Schwesterchen herausgeschnitten; da hast Du bessere Bilder von mir; bist Du Dir übrigens bewußt, daß Du so, wie sicher keine Frau sonst in Landsberg und überhaupt wenige Frauen durch die Farbphotos von meinen Erlebnissen, wenn auch etwas verspätet, weitgehendst teilnimmst? Diesmal ist es auch wieder eine stattliche Zahl gelungener Bilder von der letzten Zeit beim Heeres - Nebenzeugamt. Eine ganze Fracht schlechter Bilder, die ich törichterweise aber nicht wegwerfen will, bekommst Du in den nächsten Tagen in einem Schurr-Mur-Paket; eine Reihe leidlicher oder guter doppelter habe ich hierbehalten. Schade, daß die Bilder, die Frau Vogel interessieren, also für den Sonnabend-Besuch zu spät kommen; wo mag Vogel hingekommen sein.
Um einen Geburtstagswunsch bin ich direkt ganz verlegen; hier kann ich nichts brauchen: mein Gepäck ist schon allzureichlich; das merkte ich, wie ich es neulich zum Bunker schleppen mußte. Vielleicht ist die Bernsteinsammlung etwas Rechtes; vielleicht läßt Du auch mal wieder Dir eine Ansichtssendung vom Münchener Mineralogen kommen (Rechnung links im Schreibtisch) und suchst einige wenige größere schöne Stücke aus. Mein Opal ist in das neue Portemonnaie mit herübergewandert und fühlt sich da sehr wohl. - Dein Wunsch mit dem schönen Buch leuchtet mir ein; doch mußt Du zu so etwas schön sparen (ich kann es hier schlecht). - Veilchen gibt es schon ein Weilchen, heute war überhaupt schon ein rechter Sommertag. Das Buch, das ich Dir schenken wollte, ist schon wieder mal weg u. im übrigen ist meine große Summe noch nicht da. Also da mußt Du etwas Geduld haben. Überhaupt geht hier das Geld wieder raus, da die Verpflegung etwas knapp u. in der Stadt allerlei - sogar deutsches Beefsteak! - ohne Marken zu bekommen ist.
Recht, recht liebe Grüße Euch allen Dein Hellmuth.
Anbei einige Postkarten u. die Farbphotos.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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