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Brief (Transkript)

Paul Schädel an seine Familie am 31.01.1942 (3.2002.1317)

 

Osten, den 31. Januar 42 bis 2.Februar



Meine lieben Hasen!

Sitze hier 60 km vor Wja., mit meinem Wagen wieder fest. Haben versucht von Sm. durchzukommen. Das erste mal mußten wir gleich auf der Autobahn in Sm. umdrehen da die Straße gesperrt war. Das zweite Mal sind wir aber trotz der Sperre gefahren und wollten versuchen durchzukommen. Jedenfalls wühlten wir uns mit unserem Wagen ca. 120 km vorwärts, die Straße ist sehr verweht und hier ist nun wieder Schluß. Wir kommen nicht durch zu unserer Einheit. 7 km von hier entfernt hat der Russe Fallschirmtruppen abgesetzt und außerdem sind größere Formationen durchgebrochen und beschießen jedes Fahrzeug. Außerdem liegt der Schnee meterhoch so daß man sich nur langsam durchwühlen kann. Nun liegen unsere Einheiten ziemlich abgeschnitten und es kommt auf dem Landwege kein Nachschub nach. Nur die alte Ju fliegt unaufhörlich kann aber nicht im entferntesten das heranschaffen was gebraucht wird. Wir haben nun den ganzen Wagen vollgeladen. Neue Karabiner, Munition, dann Bekleidungsgegenstände von der Wollsammlung außerdem Marketenderwaren Schnaps Tabak Zigaretten und Verpflegung für unsere Einheit Erbsen Bohnen Brot Reis Butter Margarine Fleisch Zucker und Konserven. Verhungern können wir ja nicht. Gestern habe ich von dem Rinderviertel ein anständiges Ende mit dem Beil abgehauen und damit für uns einen Topf Linsen gekocht. Es hat tadellos geschmeckt. Liegen in einem Dorf am Rande der Autobahn, das Häuschen ist von der Mutter mit 6 Kindern bewohnt aber wir haben ganz schön Platz und es ist vor allen Dingen warm. Außer uns liegen noch ca. 60 Mann im Dorf und schwer bewaffnet sind wir auch so daß uns nichts passieren kann. Heute ist nun bereits der 2. Februar und wir kommen immer noch nicht weiter. Jetzt sollen Geleitzüge zusammengestellt werden. Div. Lkw. vorn, hinten und an der Seite Panzer und dann werden wir wohl morgen weiterkommen. Der verfl. Russe macht uns doch schwer zu schaffen und ich werde diese Zeit in meinem Leben nicht vergessen. Vielen Dank auch noch für das Buch „Gustav Graubauer’s Lebensuhr“. Es liest sich sehr gut und ich habe auch Zeit dazu. Der letzte Brief von Dir welchen ich in Smolensk geholt habe war vom 7.1. also fast neu. Wann Du diesen Brief bekommen wirst ist unbestimmt, will versuchen diesen einem Wagen welcher nach Smol. fährt mitzugeben. Wollte mich bei meiner Rückkehr in Wj. krank melden nun liegt man hier fest. Wer weiß wozu es gut ist. Urlaubsaussichten sind natürlich jetzt unter diesen Verhältnissen überhaupt nicht vorhanden, aber eines Tages wird auch es auch soweit sein. Sonst geht es mir gut und hoffe dasselbe von Euch. Den schlimmsten Teil des Winters haben wir ja Gott sei Dank hinter uns und im Frühjahr wird es sicher wieder schnell vorwärtsgehen und hoffendlich bald das Ende hier im Osten dasein. Wenn Ihr eine Weile keine Nachricht von mir bekommt macht Euch keine Sorgen mir wird es immer gut gehen und ich komme über jeden Berg, es liegt an den Transportschwierigkeiten. Herzliche Grüße Euch Allen
Euer Vati.

 

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