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Brief (Transkript)

Paul Schädel an seine Familie am 16.01.1942 (3.2002.1317)

 

Rußland den 16.1.42



Meine liebe Mutti!

Habe heute einen freien Tag und will meine Klamotten in Ordnung bringen, aber vorher muß ich Dir doch noch Nachricht geben. Bin in Wjasma und liege in einem schönen Privatquartier mit noch einem Berliner Kameraden aus der Wusterhausenerstr. !! zusammen. Wir sind gestern von unserem Kommando abgelöst worden und morgens abgefahren, mein Wagen mußte im Schlepp gehen weil er kaputt ist die Kolben haben sich trotz reichlichen Öls festgefressen, jedenfalls wegen der zu großen Kälte. Es war ziemlich kalt und ich habe anständig gefroren denn wenn man selbst fährt heizt die Maschine doch immer noch ein bischen. Es liegt sehr viel Schnee und die Zugmaschine hatte mächtig zu arbeiten um vorwärts zu kommen. Die Straßen sind überfüllt hauptsächlich mit zurückgehenden Gefährten. An und für sich war es auch Zeit daß wir abgelöst würden. Der Russen hat einen Durchbruch gemacht und der Feldflughafen auf dem wir zuletzt lagen war halb eingeschlossen, die in der Nähe 7 - 8 km. entfernt liegenden Dörfer waren von den Russen umstellt und die dort liegenden Kameraden zum größten Teil gefangen genommen worden. Es sind sibirische Truppen welche hier eingesetzt sind und diese sind gut ausgerüstet haben auch Motorschlitten welche uns fehlen. Jetzt sind aber von uns große Verstärkungen angekommen und noch unterwegs, und es wir versucht die Rußkis abzuschneiden und fertigzumachen. Auf dem Wege nach hier lagen wieder sehr viel tote Russen und Pferde. Ich denke ja hier ca. 8 Tagte Ruhe zu haben und werde dann wohl wieder als Abeiskommando dorthin fahren, bis dahin wird auch die größte Gefahr vorüber sein. Ich will auch zum Arzt gehen und versuchen abgelöst und nach dem Reich geschickt zu werden weiß aber noch nicht wie ich das anstellen soll denn ich bin ja gottseidank sehr gesund. Auf Urlaub kann man hier sowieso nicht rechnen und brauche darauf keine Rücksicht mehr zu nehmen. Mit der Post ist es ganz trostlos von Kunzen’s habe ich einen Brief mit 25 Zigaretten bekommen und zwar vom 22. Dezember und von Dir habe ich außerdem Päckchen No. 3 weiter nichts erhalten und wie Du mir schriebst hast Du doch 6 Päckchen abgeschickt, ich bin ja nun wirklich neugierig ob und wann diese noch eintreffen werden vielleicht sind diese auch verbrannt denn die Russen haben in der letzten Zeit viele Züge u. Nachschubstraßen bombardiert. Hoffendlich ist zuhause alles gesund denn das ist ja meine größte Sorge daß es Euch gut geht und Ihr nicht allzuviel unter dem Krieg zu leiden habt. Muß ja nun abwarten wann ein Fahrzeug nach Smolensk fährt was sann hoffentlich die so lange von uns ersehnte Post mit bringen wird. Nun meine lieben Motten müssen wir ja abwarten was die Zeit bringen wird hoffentlich etwas besseres als bisher. Seid nun herzlich gegrüßt und geküßt von Eurem
Vati

 

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