Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Paul Schädel an seine Familie am 12.01.1942 (3.2002.1317)

 

Rußland, den 12. Jan.42



Meine liebste Mutti u. Kinder!

Nach wie vor sitzen wir bei grimmiger Kälte (35 Grad) in unserer Einöde dem russichen Dorf und fahren Bomben für den Feldflughafen. Vorgestern sind wir mit 5 Wagen losgefahren u. es ist keiner zum Standtort zurückgekommen denn es war ein fürchterlicher Schneesturm kein Weg und Steg war mehr zu erkennen 3 unserer Wagen blieben im Schnee stecken und kamen weder vor noch rückwärts und ich und noch ein Kamerad ließen ihre Wagen in ein Dorf stehen weil wir die Aussichtslosigkeit des Durchkommens einsehen. Jedenfalls kamen wir alle 5 Mann getrennt aber ohne Wagen wieder in unser Quartier. Nun haben wir reichlich Arbeit die Klamotten wieder in Gang zu bekommen denn wir mußten ja das Wasser abstellen u. die Maschine ausschalten als wir die Wagen stehen ließen. Es ist eine elende Quälerei wenn es nur erst Frühling wäre. Mit der Fresserei sind wir jetzt auch mies dran wie hatten für 16 Tage Marschverpflegung mitbekommen welche bis zum 10.1, reichen sollte mit Ach und Krach sind wir unter Zuhilfenahme unserer vordem eingesparten Marschverpflegung bis zum 10. gekommen aber nun kommt kein Wagen durch um uns Verpflegung nachzubringen und die alte Matka wo wir wohnen kocht uns nun Kartoffeln welche mir mit Salz essen gestern abend haben wir uns über eine mit Benzin gefüllte Büchse Kartoffelpuffer gebacken denn die Ruskis haben ja noch nicht einmal eine Herdplatte in ihren Häusern. Na die Dinger sahen doll aus, das Benzin rußt und blakt wie doll und die Flammen schlagen in die Pfanne und die Puffer sehen kohlrabenschwarz aus ein Glück das ich noch Zucker hatte und von Grete im, Päckchen etwas bekommen hatte so konnte ich jeden was abgeben und man hatte nicht den Benzingeschmack so sehr. Aber satt sind wir geworden und Hunger ist der beste Koch. Heute habe ich saure Gurken aufgetrieben und dazu Pellkartoffeln gekocht und unter Verwendung von Zucker habe ich mir Salat zurechte gemacht und morgens mittags und abends davon gegessen und hat auch ganz prima geschmeckt unsere alte Wirtin hat uns noch einige Brotfladen aus ganz grobem Roggenmehl gebacken und der Hunger wurde auch wieder gestillt. Morgen ist ein anderer Tag da wird es einen neuen Ausweg geben. Aber so ist das Leben, es ist Kriegt. Frieren und Hungern bis die Schwarte knackt und dann keinen Urlaub und Adolf hat noch in seiner Rede gesagt keiner soll hungern und keiner soll frieren. Es ist eben große Scheiße mit dem Nachschub. Unsere Stukas gehen ja mächtig ran und schleppen jeden Tag unheimliche Mengen Bomben fort. Die Formationen welche hier noch Brot haben, geben für 5 Mann ein 1200 Gramm Brot pro Tag aus, davon wird natürlich kein Mensch satt und froh. Wir hätten ja jetzt wirklich verdient mal abgelöst zu werden aber die Schwierigkeiten müssen doch wohl ziemlich groß sein. Ihr meine lieben Motten werdet doch hoffendlich jetzt gesund sein, es ist ja ein scheußlicher Zustand daß man keine Post aus der Heimat bekommt und nicht weiß wie es Euch geht. Außer dem Päckchen No. 3 habe [...]

 

top