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Brief (Transkript)

Paul Schädel an seine Familie am 06.01.1942 (3.2002.1317)

 

Porunden den 6.1.42.



Liebe Mutti u. Kinder!

Da ich ja von Euch keine Post außer der Neujahrskarte bekommen habe, muß ich mich ja selbst wieder mal melden. Mit der Dienstreise von Steinmetz wird es vorläufig nichts und der Insp. hat es abgelehnt und wird er dann wohl etwas später fahren können. Die Feiertage sind ja Gott sei Dank überstanden und wir haben hier mehr Zerstreuung gehabt als Du armer Kerl. Am 30.12. war in unserem Speiseraum Kino, da gab es „Die heimliche Gräfin.“ Gestern am 5.1. war wieder Kino, und zwar sahen wir „Meine Freundin Josefine“ Und heute nachmittag war schon wieder Variete und es war jedesmal ganz nett und vor allen Dingen sehr bequem für uns denn wir brauchten bei uns in der Kantine nur die Klappe herunter lassen und hatten den besten Logenplatz. Der neue Kommandeur ist ein ziemlich strenger Herr aber für die Wehrbetreuung scheint er doch etwas übrig zu haben. Die Zeit vergeht ja hier wie im Fluge, jetzt ist es auch hier ganz schön kalt geworden und es liegt eine Menge Schnee. Wir haben es ja ganz schön kalt geworden und es liegt eine Menge Schnee. Wir haben es ja schön da wir in einem warmen Bau sitzen können genügend essen haben und nicht raus brauchen. Jetzt nach den Feiertagen gehen die Versetzungen hier wieder flott vor sich und es ist ein Glück daß wir jetzt zum Batl. Stab versetzt worden sind sonst wären wir jetzt schon mit bei den Versetzten Leuten. Der neue Chef scheint nicht so gut in Urlaubsfragen zu sein wie der alte und der Insp. meint ich solle noch etwas warten mit meinem Gesuch. Am Montag also vorgestern habe ich ein gewichtiges Paket an Euch aufgegeben welches Du ja hoffentlich bald bekommen wirst. Wir warten hier immer noch auf Schnaps denn unsere Zuteilung ist ziemlich verbraucht und ein bischen haben wir auch dazu getan. Nun haben wir noch franz. Sekt für 3.- Mk. die Fl. gehabt dieser war aber sehr herbe und der Henkell Trocken für 7.75 Mk schmeckt entschieden besser aber es ist leider auch immer zu wenig vorhanden eine Kostprobe ist in dem Paket für Dich. Von Richard habe ich schon eine ganze Weile nichts mehr gehört, hoffentlich ist der brave Junge nun schon näher der Heimat gerückt. Vater wird ja nun auch bald mit seiner Inventur fertig sein hoffentlich ist er auf dem Posten. Meinem Kameraden in Polnisch Oberschlesien habe ich auch geschrieben und es ist möglich daß er Euch ein Paket schickt. An die Frau Jung habe ich nicht geschrieben und hoffe ja daß Du es bereits erledigt hast. Wir werden morgen oder übermorgen für unseren Saftladenden die Inventur machen und die Bilanz für das vergangene Jahr. Das gibt allerhand Arbeit und Rechnerei und ich bin zufrieden wenn der Mist erst fertig ist. Wenn das zufrieden stellend abgegeben und vom Insp. und dem Kommandeur unterschrieben ist werde ich mit dem Urlaubsgesuch angerückt kommen, vielleicht habe ich Glück damit. Es ist jetzt 20 Uhr und Antonius ist bald fertig mit dem Abendessen es gibt in Speck gebratene Kartoffeln. Ein Stückchen Schinkenspeck habe ich Dir auch im Paket beigelegt, leider habe ich nicht mehr von einem Bauern bekommen denn Wolf hat fast die Hälfte abbekommen. Von Vater und Mutter habe ich gestern erst den Brief bekommen in welchem sie zu Neujahr gratulierten. Nun mein lieber Hase will ich Schluß machen sei nun Du und die beiden Motten herzlich gegrüßt und geküßt von
Eurem Vati
Haben sich die Juden aus der Rosenstr. wegen der eisernen Schränke gemeldet?

 

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