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Brief (Transkript)

Otto Ewig an seine Familie am 20.01.1946 (3.2002.1290)

 

Kirchen, den 20. 1. 1946



Meine Lieben!

Herzlich danke ich für Vaters lieben Brief. Die verschiedenen Anliegen habe ich wie folgt erledigt: Beiliegend die Bescheinigung von Dr. Müller. Ich musste mir erst noch das Geburtsdatum von Peter auf dem Standesamt holen. An Dr. Müller habe ich 2,-- RM Gebühr bezahlt. Ferner beiliegend einen Bescheid vom Leiter des Wirtschaftsamtes betreffs des Bettes. Ich hatte Herrn Ruhland in dieser Angelegenheit aufgesucht. Er ist der Mann von Lene Haupt, die unter uns auf der Heinr.-Krämer-Str. wohnen. Er hätte mir bestimmt geholfen, wenn er es gekonnt hätte. Es tut mir sehr leid, dass da vorläufig nichts zu machen ist. Ich werde aber weiter bemüht bleiben. Vielleicht bietet sich doch bald mal eine günstige Gelegenheit. Wegen des Mantels habe ich mich auch erkundigt. Eine Reklamation müßte vom Absender bei dem Aufgabepostamt, also Wissen erfolgen. Die Aussichten auf Erfolg sind sehr gering. Viel Post soll in den Waggons umgekommen sein. Aber vielleicht schreibt Vater doch noch mal an das Postamt Wissen. Ottos letzte Feldp. Nr. war 18751. Er lag Febr.-März 45 in der Marine-Kaserne nahe beim Wasserflughafen in Sewastopol, wie mir der Kamerad jetzt geschrieben hat. Vor ein paar Tagen fuhr ich ein Stück mit einem LKW aus Aachen. Der Besitzer kannte sehr gut Eugen Ewig, die KPD (Kommunisten) Nachforschungen nach russischen Gefangenen anstellt und schon nach 4-5 Wochen Antwort aus Russland erhalten hat. Eine solche Stelle ist z. B. in Dillenburg. Ich habe leider keinen Paß für die amerikanische Zone. Herr Enteneuer fährt aber öfter nach Dillenburg. Dann will er Ottos Angaben dort für mich machen. Nun bitte ich Euch, zu versuchen, ob das auch in Bonn bei der KPD möglich ist.
O. Ewig, geb. 29.5.03 in Bonn/Rh.
Letzte Feldpost-Nr. 18751
Erkennungsmarke 2243
Stamm-Komp./Kraftfahr-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 36
Vermisst seit 11. 5. 1944 bei Sewastopol (Krim). Von einem Kameraden zuletzt gesehen im Februar-März 1945 in der Marine Kaserne (Gefangenenlager) in Sewastopol (Krim). Vielleicht hören wir auf diesem Wege mal etwas genaueres. Die Anschrift des zurückgekehrten Kameraden heißt: Peter Kölzer, Mittelhof, Post Niederhövels/Sieg.
Meine Lieben, das wäre nun für heute alles. Geht es Köbes noch gut?

Für heute seid nun alle herzlich
Gegrüßt und geküßt
von Eurer Evamarie
Klaus und Helmi

Herzl. Grüße von den Eltern

 

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