Debica, 17. 2. 1944

Meine Lieben!

Gestern erhielt ich Euren lieben Brief vom 6. 2., davor Paulas Brief vom 25.1., Euren Brief vom 9. 1. habe ich wohl schon bestätigt. Herzlichen Dank für die Post. Nun hat Bonn ja wieder daran glauben müssen. Wenn wir der Schurkerei doch bald Einhalt gebieten würden. Es freute mich zu hören, dass sich Peter wieder auf dem Wege der Besserung befindet, hoffentlich ist er wieder zu Hause. Ja, ich bin immer noch hier, wir sollten ja vergangenen Sonntag nach Miepolowice bei Krakau kommen, aber nur ein Teil von uns kam dahin, ich blieb vorläufig noch hier. Wann meine Reise beginnt, weiß ich noch nicht, es kann alle Tage kommen, man weiß ja so wenig als kleiner Soldat. Wir haben immer noch Fahrerausbildung, ein Tag Fahren, entweder Kolonnenfahrten, so waren wir einmal in den Beskiden, Ziel Knosno, hier haben wir uns lange durch meterhohen Schnee durchschaufeln müssen, dann wurden bei den Fahrten Partisanenabrückkämpfe geübt, ein Trupp fährt vor und versteckt sich irgendwo im Walde und eröffnet dann überraschend ein Platzpatronenfeuer. Alles heraus aus dem Wagen und die Partisanen aufstöbern und in die Flucht schlagen – Manchmal haben wir Verpflegung in Tarnow und Bochnia. In Reichshof waren wir auch schon. Sonst ist es recht mies, das Lagerleben und die Kälte draußen -15 – 20° bei schneidendem Wind und dann nichts Vernünftiges in den Rippen. Evchens Tabakpäckchen habe ich noch nicht erhalten, auch Paulas zweites Päckchen nicht. Ich schicke beiden ein Päckchen [...] und 3 Päckchen 44 Zigaretten. Für Zigarettenpapier habe ich schon 2,- RM bezahlt, da ich noch keins habe, nun hoffe ich, dass Ihr alle gesund seid. Ach ja, Briefmarken. Vor Erhalt Deines Briefes u. Vaters schickte ich an alle drei Kirchener Jungens je ein Sortiment Marken von 2 Gr. bis 1 Zloty.
Da ich annehme, daß Du den [...] für Jaco [...] hast, ist die Sache wohl erledigt. Ich klebte alle Marken auf den Umschlag und liess sie sauber stempeln.
Alles Gute und herzliche Grüsse
Euer Otto.