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Brief (Transkript)

Otto Ewig an seine Familie am 31.01.1944 (3.2002.1290)

 

Debica, 31.1. 44



Meine Lieben!

Ich habe mich sehr gefreut, dass heute als erster Heimatgruß Eure beiden Päckchen mit einem Päckchen Kautabak [?] und 44 Zigaretten ankam. Liebe Paula, Du hattest nicht geschrieben, wie viel Du insgesamt abgeschickt hast, waren es die beiden Päckchen. Sehr freute ich mich über die guten Zigaretten und den Tabak, da man hier nur sehr schlechten und starken Tabak, das kg zu 120 RM, kaufen kann, ich kaufte mir bereits davon, da ich nichts mehr hatte und k.o. wirst, Soldat sein ohne Zigarette ist noch schwerer. Gelegentlich kannst Du mir ja noch etwas schicken, die beiden Päckchen werden doch nicht das ganze Februar-Kontingent gewesen sein. Jedenfalls danke ich Dir vorerst sehr dafür, ich habe mich sehr gefreut. Noch eine Bitte habe ich, ich habe keine Zigarettenblättchen mehr, schicke doch bitte sehr bald einige Päckchen ab, man kann sie hier haben, wie alles, aber 50 Blatt 2,-- RM, [...] sind toll. 1 Schachtel Streichhölzer 1,-- RM, 1 kg Pralinen 650,-- RM. Habt Ihr keine Lust? Willst Du einen [...] etwa 10,- RM. Butter das kg 75,-- RM, ein Brötchen 1,50 RM, ein Stück Gebäck ohne Marken 1,50 RM, 1 kg Äpfel 15,-- RM u. s. w. Kannst Du kein Sacharin besorgen, dagegen kann man allerhand haben. 1 Stück Seife 10,-- RM. Vergangene Woche machten wir Infanteriedienst, es brachte uns gar nichts Neues nur der furchtbare Dreck war neu, fußhoch versanken wir im Schlamm, wenn wir zum Platz gingen immer nasse Füße. Ab heute haben wir es besser, sie machen nun 2 Wochen Fahrschule, wir werden auf schweren Wagen ausgebildet. Das Lagerleben ist ungemütlich, 44 Mann auf einer Stube, ein Gedränge, man kann keine Bewegung ohne Störung in Ruhe ausführen. Meine „Mahlzeiten“ nehme ich auf meinem Strohsack ein, da wird man wenigstens nicht gestört. Das Essen könnte besser sein, das einzige, was es genug gibt ist Brot, man braucht aber nicht zu hungern, kann sich an trocken Brot satt essen, ja man gewöhnt sich an alles. Wenn man vorher noch keine Verwendung für uns hat, sollen wir am 12. 1. in ein anderes Lager in die Nähe von Krakau verlegt werden, um weiteren Infanteriedienst zu machen. Nun im Ort ist gar nichts los, ein sehr primitives Kino ist da, der Ort etwa 10.000 Einwohner, ist sehr schmutzig und verwahrlost. Letzten Sonntag war ich im Landesgestüt, wo 400 Hengste sind, alle Rassen, wie Araber, Berber, Voll- und Halbblut, Lippizaner, es war sehr schön.
Nun zu Euch meine Lieben, es tut mir sehr leid, dass der liebe Peter wieder so schlecht daran ist, hoffentlich ist`s wieder überstanden, so dass er wieder zu Hause ist. Der arme Kerl, was er alles mitzumachen hat und Du armes Paulchen. Wie gern wäre ich wieder zu Hause bei meinen Lieben. Ich habe noch keine Post bekommen, seit dem 7. Januar, als Evchen mich verließ, habe ich nichts mehr gehört. Ich bin eben im Soldatenheim und da es auf 10 Uhr angeht, muß ich gleich gehen. Lasst bald von Euch hören; ich freue mich immer, wenn ich aus der Heimat etwas höre.

Alles Gute für Euch und liebe Grüße Euer Otto

 

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