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Brief (Transkript)

Werner Leendertz am 6.12.1939 (3.2002.7247)

 

6.XII.39.



Mein Liebes,

heute morgen beim Motorradputzen kamen Deine beiden Briefe mit Nikos Anzeige und auch den Plätzchen. Ich hoffe die Depression wird Dich bald wieder verlassen, mein Liebes, es hilft nichts und macht das Leben schwerer und greift die Gesundheit an. Aber mit solchen Überlegungen ist ja nicht viel zu machen! leider. Am besten wäre natürlich, ich könnte mal herüberkommen; das aber erscheint z.Zt. unmöglich. Mir selbst geht es wieder ganz gut. Feldw. König kommt für 4 Tage nach Krefeld, ich glaube morgen. Ich bat ihn Dich mal anzurufen, mit dem kannst Du ja mal ein wenig reden, das ist auch was wert. Dienst so, daß nur Mittagspause ein wenig Schreiben gestattet; gestern von 540 bis 20h fast durchgehend. Aber z.Zt. wenig Motorradfahren, das hat auch sein Gutes. Erkältung auf das immer vorhandene Mindestmaß zurückgegangen infolgedessen. Gelegentlich eines ruhigen Abends werde ich mal anrufen; bleib aber deshalb nun bitte nicht jeden Abend zu Hause! Es ist ja alles zu unbestimmt.
Nikos Tod hatte ich in mir vorweggenommen, wie ja auch den Krieg. Ich habe viel mit ihm verloren; er war der Freund der mich von allen am nachhaltigsten beeinflußt hat und ich glaube, daß er gerade in den letzten Zeiten besonders lebendig in mir war und ohne ihn mir alles hier viel schwerer und unfruchtbarer zugekommen wäre.
Die schönste Freundespflicht ist es nun, ihm gerade in mir die Treue zu wahren. Am meisten wird nach den Angehörigen, im richtigsten aber von allen wird Admiral v. Trotha um ihn trauern. Ich möchte so gerne dessen Adresse haben, behalt es mal im Auge ob Du sie erfahren kannst? Es ist so tragisch, daß Niko die Vollendung seiner Person im Tode und durch die Art seines Todes versagt blieb; warum nicht Westfront oder Polen!
Du mußt nicht traurig sein deshalb, weil Amelie nun die Pakete schickte. Sie hat nichts zu tun und setzt das nun in solche Dinge, nicht die schlechteste Art. Sicherlich bekamen viele Freunde diese Gaben. Du aber schreibst mir doch dauernd das Liebste und sendest mir doch außerdem auch noch Sachen! Über die Bildchen, die Schokolade besonders, und auch die Printen im letzten Brief freute ich mich doch so sehr! Mehr noch schließlich doch über jeden Brief. Solche Kinder. ob nun gerade zu Nikolaus etwas ankommt, und Plätzchen schöner als Briefe zu schätzen, sind wir ja schließlich nicht mehr! Sei lieb, mein Frauchen und halt den Kopf hoch und gib einen Kuß von mir auch an Schnupperlein weiter.

Dein Werner

N.B. Etwas Honig und etwas Gelee wäre schön zu bekommen.

 

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