Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Hans Simon an seine Mutter am 04.05.1943 (3.2002.1288)

 

4.V.43



Mein liebes Muttichen!

Hab' vielen Dank für Deinen Luftpostbrief. Nun weiß ich wenigstens, daß bei Euch alles in Ordnung ist. Mich freut es, daß auch Du noch frisch und munter bist. Weißt Du, dann ist hier alles noch einmal so leicht. Also Dein Schinken und alles andere kam tadellos an. Hab' nochmals vielen Dank.
Und nun die anderen Sachen. Mach Dir keine Sorgen. Den Sumpf, die Hitze darin und die Mücken, die können uns schon nicht umschmeißen. Da muß es schon viel dicker kommen. Und wer weiß, ob sich andere so schnell zurechtfinden würden. Wir sind nicht die Einzigsten, die im großen Dreck liegen. Gott sei Dank, daß es mit Castings Blutvergiftung nicht schlimmer geworden ist. Ja, so hast Du Sorgen, Mühe und Arbeit und es reißt damit nie ab. Armes Muttichen! Ob Du nicht doch einmal ab und zu einen Spaziergang unten am See versuchst? Man muß trotz all der Mühe und Arbeit ein bissel Freude in sich aufspeichern für spätere und vielleicht such noch schlechtere Zeiten. Dieter schrieb mir einen netten Brief. Na, der scheint wieder ganz auf dem Damm zu sein. Fiti schrieb mir heute. Die hat nun die Flutwelle, die durch Zerstörung der Edertalsperre hervorgerufen wurde, selbst miterlebt. Bei der Möhnetalsperre muß es ja noch schlimmer gewesen sein. Menschen, Tiere, Möbel und andere nur erdenklichen Sachen riß die Welle mit sich fort. Hoffentlich sind nun die Opfer nicht zu groß. Fiti selbst hatte sich eine starke Erkältung zugezogen und lag im Bett. Nun scheint sie aber wieder auf dem Damm zu sein. Und auch das Wasser ist abgezogen. Bleiben nur noch die Keller, die ausgeschippt werden müssen. Könnte man doch nur den Tommys zu Leibe. Aber das Schicksal will es wohl so, daß man sehr selten den Schuldigen trifft.
Nun, mein liebes Muttichen. Wie wirds bei Euch zu Pfingsten? Ob Tutti ein paar Kameradinnen mitbringt, oder ob das Haus still bleibt? Nun bin ich heute gerade 40 Tage von zu Hause fort. Einerseits ist mir, als wäre es gestern und oft, als wärs vor einem Jahr gewesen. So nimmt uns der Alltag voll und ganz in Anspruch. Kannst Du Pappi bitten, daß er, wenn er einmal in ein größeres Buchgeschäft kommt, er mir ein kleines Soldatenwörterbuch d-russisch besorgt. Meins kam mir in der letzten Woche abhanden. Es war ein graues Büchlein und eine vorzügliche Ausgabe, die ich mir durch aufgefangene Worte ergänzt hatte.
Dir mein liebes Muttichen einen recht lieben Gruß
Dein Hansi

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top