Brief (Transkript)
Hans Simon an seine Eltern am 30.05.1940 (3.2002.1288)
Bethune 30.5.1940
Liebe Eltern!
Weiter geht die Fahrt. Wer weiß wohin. London oder Paris? Pappi, und Du rauchst? Darauf war 'ich nun gar nicht gefaßt. Habe mir inzwischen schon eine schöne Pfeife besorgen können. Tabak und Zigaretten waren in der letzten Zeit sehr knapp. Dank meiner Erfahrung aus Polen, habe ich irgendwo (nicht weitersagen) welchen hochgezogen. (Neuer Ausdruck für besorgen). Sonst säßen wir ohne Rauchwaren da. Die französischen Zigaretten sind ein furchtbares Kraut. Es ist immer eine große Freude, wenn wir deutsche bekommen. Wenn Du mir ab und zu Filme schicken kannst, so würde ich mich sehr freuen. Die hochgezogenen sind uns leider verregnet. Furchtbar das Elend der Bevölkerung. Schlimmer noch als in Polen. Es ist nicht zu schildern, wie die Tausende von Refugies mit kaputten Füßen und unzulänglichem Schuhwerk sich nach Hause quälen. C'est la guerre. Manchmal muß ich mir den Haß gegen die Franzosen aufzwingen, weil das Volk selbst gar nicht so den Krieg gewollt hat. Eine Wut habe ich, daß Euch die Flugzeuge so besuchen. Den Tommies werden wir es aber heimzahlen. Ob ich mit dabei sein kann? Nun, liebe Eltern, laßt es Euch gut gehen. Hoffentlich merkt Ihr nicht viel vom Krieg. Gott wird uns schon zum Sieg verhelfen. Hoffentlich fallen nicht zu viel Kameraden.
Alles Gute Euer Hansi
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