Brief (Transkript)
Hans Simon an seine Eltern am 10.08.1939 (3.2002.1288)
10. VIII. 39
An Bord der Birkenau
Liebe Eltern!
Ein kurzes Lebenszeichen. Ich befinde mich wohl. Das Leben hier an Bord macht viel Spaß. Allerdings sind wir hier zusammengepfercht wie Bücklinge in der Kiste. Man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Die See ist ruhig. Gestern regnete es und heute hat sich die Sonne unser erbarmt. Das Verladen war hochinteressant. Pastor Eberhardt, dem ich am Dienstag meinen Abschiedsbesuch machen wollte und ihn nicht antraf, war mit der Familie am Kai. Ich fand es nett, sie haben mich sogar mit Zigarretten und Schokolade bedacht. Am Dienstag habe ich noch bei Fritz Neumann, der seinen Bruder mit Frau aus Schlesien zu Besuch hatte, einen schönen Abend verlebt. Herr Krusche fehlte nicht. Er versprach mir bei Rückkehr einen Radioapparat für meine Stube in der Kaserne zu besorgen. - Das war doch eine der höchsten Gefühle!!! Heute hat uns in der Höhe von Stolp ein polnisches Flugzeug besucht. Jeder hatte seine MG auf den anderen gerichtet. Jeder wartete darauf, daß der andere zuerst schoß. Es war jetzt schon kitzlich. Heute Abend um ungefähr 24 Uhr treffen wir in Pillau, Bez. Königsberg, ein. Wir sollen dann wahrscheinlich per Achse nach Arys fahren. Wenn Ihr mir mal schreiben solltet: Alte Adresse, nicht hierher. Sonst geht es gut. Gott befohlen
Euer Hansi
Meine Einlagen sollen mir nachgeschickt werden, denn sie waren bei Abreise nicht fertig, geht also in Ordnung. Und mit der Uhr wird es auch klappen, hoffentlich ist sie bald fertig. Sonst brauche ich nichts, wäre gegen kleine (Obst) Freßpakete nicht abgeneigt, haben bessere Verpflegung als in Kaserne, wichtig.
Ansicht des Briefes
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