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Brief (Transkript)

Walter Kappmeier an seine Frau am 24.02.1945 (3.2002.1246)

 

aus dem Westen v. 24.2.45



Meine liebste, beste Frau!

Nachdem wir einen Tag in unserer neuen Stellung waren, sind wir schon wieder umgezogen. Wir wissen zwar nicht warum, denn die Lage ist ja ziemlich ruhig hier. Aber einen Grund wird es schon haben, und nun liegen wir wieder in unserer alten Waldstellung, wo wir vor 14 Tagen waren. Ich sitze nun wieder in unserem alten selbstgebauten Bunker. Z. Zt. bin ich in einer etwas trüben Stimmung. Ich schrieb Dir ja schon einmal, daß die Kameradschaft sehr zu wünschen übrig läßt. Wenn man dauernd hören muß, daß die Männer alle nichts taugen, man selber aber nicht mit gutem Beispiel vorangeht, dann wird einem das dauernde Gerede schließlich auch zu viel. Ich habe darum gestern Abend gebeten mich vom Vermittlungsdienst zu befreien. Dann will ich lieber mit den Kameraden draußen herumlaufen, als dauernd das hier anzuhören. Ich weis nun noch nicht was wird, vielleicht werde ich aber heute abgelöst. Wenn ich noch an meinen alten Staffelführer denke, der für seine Männer durchs Feuer ging und um mir beizustehen verwundet wurde, so ist der Vergleich mit jetzt etwas erschütternd. Das war ein Führer, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe. Da war auch eine prima Kameradschaft in der Staffel. Ich muß mich nun mit den gegebenen Verhältnissen abfinden. Es ist sehr schade, man verliert doch etwas an Idealismus. Es ist für mich so ähnlich wie die erste Zeit in Brdbg. Uebrigens ist mein erster Hptm. auch hier in der Gegend, d.h. etwas zurück. So, mein Purzel, Du wolltest ja immer wissen, was mich so bewegt. Ich habe doch große Sehnsucht nach Haus. Immer wieder muß ich die Männer bewundern, die nun schon von Anfang an dabei sind. Die Ansichten über die Zukunft sind hier sehr verschieden. Ich sage mir nur, daß es so nicht mehr lange weitergehen kann. Hoffentlich bleibt Ihr von dem Kriegsgeschehen verschont. Wir werden uns sicher ein ganz neues Leben aufbauen müssen. Aber das wollen wir gern tun und mit Dir mein Purzel, werde ich auch viel schaffen. Wir haben doch noch viel nachzuholen. Besonders aber wollen wir doch unseren Kindern eine sorgenlose Zukunft aufbauen. Ich habe mir schon soviel Ueberlegungen gemacht. Sollte, was ich nicht wünsche, uns alles verloren gehen, dann möchte ich mit Dir irgendwo in die Berge ziehen. Was sagst Du dazu. Aber besser ist es schon, wir behalten dort alles und verbringen in den Bergen unseren Urlaub. Weist Du überhaupt noch, wie das ist? Ich sehe immer noch meine Püppi am Ostseestrand buddeln. Den Wagen habe ich schon abgeschrieben. Ich glaube nicht, daß wir jemals wieder ein Auto haben werden. Das ist aber auch nicht so Wesentlich. Ich will mit Euch in Ruhe und Frieden glücklich leben können und für alle satt zu essen haben. Auch wenn ich dafür viel arbeiten muß. Ich habe jetzt so oft das Verlangen mit Dir reden zu können. Wenn man doch wenigstens mal telephonieren könnte. Mein Purzel, Du hattest mal Angst, ich könnte Dich nicht mehr lieb haben, wenn Du älter würdest. Ach, mein Süßer, meine Liebe zu Dir wird immer größer. Ich habe Dich ja so lieb. Nur, das Du diese Liebe jetzt mit den Kindern teilen mußt. Grüße sie herzlich von mir. Ebenso Omi.
Mein Purzel, in Gedanken nehme ich Dich in meine Arme und küsse Dich herzlichst.
Es grüßt Dich in treuer Liebe
Dein Kappi

 

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