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Brief (Transkript)

Erika Kappmeier an ihren Mann am 27.03.1944 (3.2002.1246)

 

Kerschdorf, den 27.3. 44



Mein liebster, liebster Mann!

Wie schön, dass wir uns gestern sprechen konnten. Ich bin immer so sehr glücklich, wenn ich Deine liebe Stimme am Apparat höre. Das Gespräch mit Tilsit ist doch nicht mehr durchgekommen. Dafür erhielt ich heute mit Deinem lieben Brief vom 21.3. zusammen von Tante Grete einen so sehr netten Brief, worin sie mir ein Paket von Frau Kischkat ankündigt mit 20 Eiern, Speck und Schmalz. Das Paket ist heute gleichzeitig angekommen. Es tut ihnen so leid, dass ich hier so wenig nebenbei bekomme. Omi wird Dir ja erzählt haben, wie wir hier leben. Die ersten 5 Wochen waren ja auch die schwersten. Dass es nun Gott sei Dank besser ist, wussten sie ja in Lindenbruch noch nicht. Nett finde ich es wirklich von ihnen. Ich war sogar sehr erstaunt darüber, dass Liselott sich so für mich eingesetzt haben soll. Es liegt ihr allerdings mehr als mir. Ich meine das „Bereden“ der Leute etwas rauszurücken.
Mein liebster, liebster Mann, dass Du Pfingsten 14 Tage bei uns bleiben willst, ist so unerhört schön. Was habe ich mich gefreut!!! Wenn Du uns dann im August auf 5 Tage besucht hast, ist doch aber kein halbes Jahr mehr bis Weihnachten. Geht das dann trotzdem einzurichten? Ich wäre natürlich 1000fach lieber Weihnachten zu Haus, aber hier Weihnachten ohne Dich kommt doch wohl nur in Frage, wenn Du inzwischen Soldat geworden wärest. Hoffentlich bestehen da keine Aussichten. Du bist ja zu Haus schon Soldat genug. Ich mache mir manchmal Gedanken um Dich. Ob Du auch gesund bleibst, wenn Du so viel Überstunden hast und dann die vielen Alarme und Angriffe. Nur gut, dass Du verpflegungsmässig jetzt besser dran bist. Du musst mir nicht danken, dass ich hier „tapfer aushalte“. Wenn vom tapferen Aushalten die Rede ist, dann doch wohl nur von Euch. Ihr habt dort wahrhaftig tapfer auszuhalten. Stell Dir vor, ich wäre mit den Kindern während der ganzen Angriffe dort gewesen! Was ist uns alles erspart geblieben! Hier haben wir ein warmes Zimmer und werden recht gut satt. Alles andere gehört eben schon zu den kultivierten Dingen im Leben und sind mehr oder weniger wichtige „Dekoration“. Man muss es eben so und so herum ansehen. Natürlich werden Ostern auch Eier gesucht. Farbe habe ich heute gekauft und verstecken will ich sie auf dem Vorboden. Hier fällt immer wieder Schnee. Tagsüber taut es und nachts friert es bis zu -6o.
Mein lieber, süsser Mann, nun bleibe mir gesund, grüsse Omilein und Manfred von uns.
Wir alle grüssen und küssen Dich in inniger Liebe
Deine Erika, Gisela, Klaus und Bernd.

 

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