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Brief (Transkript)

Walter Kappmeier an seine Frau am 06.03.1944 (3.2002.1246)

 

Teltow, d. 6.3.44 # 14



Mein geliebtes Purzel!

Gestern war ein herrlicher Sonntag. Besonders, weil wir uns sprechen konnten. Du wirst verstehen, daß ich mich sehr gefreut habe, mit den Kindern sprechen zu können. Ich habe richtig Sehnsucht nach Euch bekommen. Am liebsten ich Euch wiederholen mögen. Aber heute Mittag wurde ich eines besseren belehrt. Es war der erste große Tagesangriff auf Bln. Und zwar in der Hauptsache auf die südlichen und südöstlichen Vororte. Hier ist sehr schwer getroffen worden Seehof. Tante Grete war in Steglitz. Wir sind zusammen nach hier gefahren und mußten von Ost bis Süd auf den Schienen laufen. Hier bei uns ist aber Gott sei Dank alles in Ordnung. Frau Müllenberg sagte es wär furchtbar gewesen. Sie hätte die ganze Zeit im Keller auf dem Fußboden gelegen. Es haben sich hier schwere Luftkämpfe abgespielt. Außerdem sind die drei ..zig Sachen, die in Seehof heruntergekommen sind, hier hinüber weggeheult. Ich bin ja so froh, daß ihr in Sicherheit seid. Ich habe auch Tante Grete und Manfred gesagt, sie sollen Lielo abraten nach hier zu kommen. Die eine Woche wird es schon so gehen.
In der vorigen Woche war auch Tante Lotte mit Rolf hier. Ich hatte Luftschutzdienst und habe sie nicht gesehen. U.a. haben sie Gelder kassiert für Mohrrüben.
Dann war in der vorigen Wochen der Zimmermann hier und hat unsere Fußböden ausgewechseltbessert. Liebe Mutti, an meinem Schreiben merkst Du schon wie müde ich ich bin. Es ist auch schon wieder bald 11 Uhr. Es beunruhigt mich doch etwas, daß das Kinderbett immer noch nicht angekommen ist. Ich will nun erst noch abwarten, was Du mir am 8. sagen wirst. Hoffentlich kommen wir durch.
Grüße mir bitte, die Kinder und Omi. Du, mein Süßer, sei tausendmal gegrüßt und geküßt von Deinem Dich liebenden Pappi

 

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