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Brief (Transkript)

Mutter an Hans Stock am 22.10.1943 (3.2002.1217)

 

22. Okt. (1943) Großmutter läßt grüßen, es gibt für uns manchmal was zu kichern.

53.



Lieber Hans,

wir haben so lange nichts von Dir gehört. Hoffentlich geht es Dir „einigermaßen“. Ich will Dir nur einen kurzen Gruß senden. Nun bist Du bald (am 27.) 4 Monate weg, die längste Zeit bisher. Und wie lange wird’s noch dauern. Bei dem letzten Alarm, während dem ich Dir schrieb, sind „Landgemeinden“ getroffen + Oranienburg. Wir sitzen hier so unnützerweise. Ich glaube, der Krieg wird wohl doch anders als durch Luftangriffe auf Städte zum Ende (glücklicher natürlich) gebracht. Neulich in der Wochenschau konnten wir endlich mal wieder das geliebte verehrte Antlitz des Führers sehen, wie er Ritterkreuze verteilte. Mir ging das Herz auf beim Gedanken, dass dieser Mann mit dem durchgeistigten Haupt unser aller Schicksal liegt. Wie schade, daß es mir nicht vergönnt ist, ihm mal näher zu kommen. Du weißt ja, es war schon immer mein Wunsch, ihm gegenüber zu stehen! Und dann sah ich das Bombardement von Schiffen mit an, die gr. Wellen usw. da wuchs mein Wunsch ins unermessliche, weil ich zugleich an Wolfgang denken musste. Ich stelle immer wieder fest, daß ich zu den Menschen gehöre, die sich mit Gegebenheiten nicht abfinden können. Das ist schlimm. Bedenke, lieber Hans bei allem was Du tust, daß Du uns sehr sehr viel bedeutest. Herzlichen Gruß von Deiner Mutter

 

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