43.

Italien, am 5.9.43

Liebe Mama!

Heute habe ich soviel Post bekommen, dass ich zufrieden bin. Vier Briefe von Dir, einen von T.I. und drei Päckchen Keks v. T.Ä. und als besonderen Leckerbissen 2x Gold Dollar-Päckchen von Vater. Heute war ich mit zwei Zeitgenossen auf der Alm, da Sonntag war. Wir haben Mehl und Eier erbettelt und sitzen jetzt im Albergo, wo wir daraus Palatschinkem machen lassen. Das ist so etwas wie Schmarren mit Marmelade. Es wird sicher köstlich. Dazu trinke ich heute eine ordentliche Portion Wermouth für die gute Nachricht. Morgen werden wir mit dem ganzen Kram auf die Berge steigen. Das wird eine rechte Anstrengung werden mit dem ganzen Gelumpe. MG, Lafette, Ersatzläufe und die vollen Munikästen, die an Schwere nichts zu wünschen übrig lassen. Die trage ich. „Alles für Deutschlands Grösse“. Popovic ist im Urlaub.
So, jetzt zu den Briefen. Sie haben mir eine grössere Freude bereitet als jedes Päckchen. Ich bin wie aus dem Häuschen, könnte mich besaufen. Habe ich Euch nicht aus Belgien noch mit Nachdruck gewarnt, ja beschworen, alles aufzugeben und abzudampfen. Ihr konntet es wohl nie so recht fassen, da Ihr nicht wusstet, wie es ist. Aber ich hatte recht! Ich bin in der glücklichen Lage (Veranlagung) alles aufgegeben zu haben, ja mit einiger Zufriedenheit, denn ich weiss, wofür es gut ist. Es ist wirklich gut. Seid auch der Ansicht und Ihr werdet glücklich. Gebt das Trümmerfeld mit den Blödianen auf und sehr der schöneren Zukunft entgegen. Freiheit in den meisten Dingen. Was Ihr an materiellen Dingen retten könnt, ist genug, und wenn es gar nichts ist. Bloss nicht zuviel Andenken an den Wahnsinn und seine Anhänger. – Die Palatschinken sind gefressen. Es war unsagbar köstlich. – Aber weiter. Du glaubst nicht, wie mich der Idelerbrief gefreut hat. Viel ist ja in Bln. an Kultur nicht zu bejammern. – Der Wermouth schmeckt wie Seide. Die Leute tun einem zum Teil Leid, aber umso mehr Auftrieb gibt es Euch, denn wir hoffen auf Euch!