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Brief (Transkript)

Hans Stock an seine Familie am 25.07.1943 (3.2002.1217)

 

25.

Gent, am 25.7.43


Liebe Eltern und Eva!

Gestern habe ich einen Brief von euch bekommen. Hab mich sehr gefreut, auch über die schönen Blaubeeren. Ihr rechnet steif und fest mit meinem Kommen. Das ist ja nun durch die Krankheit unseres lieben Mussolini über Nacht zunichte, denn wir werden ihn wohl noch diese Woche besuchen, und ich kann die Stätten Eurer Ölbilder im Original in Augenschein nehmen. Da wir beide, Grünwald und ich, erst hier in Gent heute morgen hörten, kann ich nichts Genaues sagen, als dass die Vorkommandos schon weg sind. Vielleicht ist heute abend draussen schon alles gepackt und wieder geht die schlaflose, lange Fahrerei los. Man wird ja so apathisch gegen alles, sodass ich nur ganz dumpf merke, was mir jetzt damit verloren geht. Denn in diesem Falle ist ein Arbeitsurlaub wohl von vornherein ausgeschlossen. Zumal ich von der Diensstelle noch gar nichts darüber gehört habe. Nun hat Alex gestern eine offizielle Ufaanfrage von sich aus an mich gerichtet, in der er mich nach meiner Ankunft fragt. Gestern abend konnte ich den Chef damit nicht mehr erreichen, da gerade Sonntag war und er mit einigen Kollegen ausgeritten war. Auf seine Antwort heute abend bin ich gespannt, mache mir aber wenig Hoffnung. Ist das ein Mist, jetzt wo doch alles schon so weit war. Falls ich heute abend nicht mehr zum Schreiben komme, wisst nun schon warum. Da wir uns nun wohl sobald nicht wiedersehen, bitte ich Euch, damit wir es überhaupt können, mit allem, was Euch lieb ist, im Herbst Euch irgendwo was zu suchen. Nachdem ich wohl in Wolf das meiste verloren habe, was ich konnte, möchte ich wenigstens Euch noch nach dem Kriege behalten, allen materiellen Besitz habe ich sowieso schon aufgegeben. Ihr wisst nicht, wie Köln aussieht. „Endlich Wohnungen in Luft und Sonne“ steht an den Ruinen, oder: „ Und die Moral von der Geschicht, wählt niemals ... ( nicht’.“ Das nenne ich Humor. Schreibt an Frau Anna Hack, Mannhagen, Post Nusse sagt, dass Ihr alles selber machen wollt Betten usw. Nur die Räume soll sie Euch geben. Oder an Frau E. Sievers, Soltau. Vater soll auch was drehen, mit Krankheitsurlaub oder so. In diesen Gegenden erreicht Euch weder Bombe, noch Gas, noch Schiesserei. Steckt alle lieben Sachen in einen Koffer und schickt ihn sonstwohin. Ohnesorge hat mir übrigens auch zum Tode ! meines Freundes condoliert, den er nicht kannte, es hast ihn für mich stark erschüttert, schreibt er. Na, so braucht er es nachher nicht mehr zu tun. Ein Gutes ist die ewige äussere Unruhe jetzt für mich. – Zu hause liegen Kekse und warten auf mich. – Der Zahn unter dem zu Haus plombierten geht jetzt auch in Stücke, aber es ist ja jetzt alles egal. Hauptsache man übt und kann kämpfen. Ich werde es für mein Leben tun. –
Am 10. habe ich Päckchen 5. mit Gold Dollar bekommen, am 15. die vom 7.7., am 23. von TA. Ä 4 Schachteln Gold Dollar. – Ich freue mich, dass es Euch dort einigermassen gefällt. Es werden wohl auch Eure letzten grossen Ferien sein. Wenn wir morgen wieder hier sind, schreibe ich wieder. Wer weiss, wo ich mal landen werde. Hofft nur, dass alles gut geht, solange es nicht Russland ist, hat man ja Grund dazu. Grüsst Laus und Tanten usw.
Heil Hitler! Es lebe der Duce! Ich auch! Hans.

 

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