Lutraki, den 12. Mai (1941)

Meine Lieben,

dank meines ausgezeichneten Organisationstalent gelang es mir einmal wieder eine Büchse Corned Beef zu „organisieren.“ War als überzählige Verpflegung sehr willkommen, wenn man auch das Zeug allmählich nicht mehr mag. Aber es muss weg, man geht ja sonst langsam ein. In Bulgarien haben wir zum letzten Male Fett bekommen, seit dem ist Butter, Schmalz usw. ein völlig unbekannter Begriff geworden. Gestern Mittag hatten wir in unserer Bohnensuppe noch ein paar Stücklein Fleisch, waren schon aus Beständen der Zivilbevölkerung requiriert, nun meint der Chef, dass das wohl vorerst das letzte Mal sei, wir müssten uns jetzt auf vegetarische Lebensweise umstellen. Ausser der Suppe gestern Mittag gab es dann noch 2 gekochte Eier, da friss Dich nun einmal 24 Stunden von satt! Wie mies es mit der Futterei steht, könnt Ihr daran ermessen, dass das sonst eigentlich verbotene Fischen mit Handgranaten offiziell gestattet wurde. Wenn man bloss die Möven essen könnte, hätten wir ja auf diese Biester schon Jagd gemacht. Und da schreibt Ihr von ungenießbarem Kuchen?! Na, nach diesen Zeiten kommen auch wieder andere, auf Regen folgt Sonnenschein. Wenn auch nun vielleicht der Postverkehr leidlich normal wieder erscheint, lasst es doch sein, irgend etwas zu schicken, abgesehen davon, dass Ihr ja wohl selbst schlecht genug dran seid, könnte es doch einmal wieder sein, das der Laden wieder abreisst. Wie der Führer ja schon sagte, war dieser ganze Feldzug improvisiert, so aus dem Ärmel geschüttelt. Wir waren jedenfalls ursprünglich bestimmt nicht dafür vorgesehen und ich glaube auch, dass unsrer hier noch andre Aufgaben harren. Es könnte also sein, dass es einmal wieder eine technische Störung bei der Feldpost gibt. Bin bloss gespannt bei was für Botokuden oder Zulukaffern wir noch landen. Na, man munter weiter. Nach der Besetzung des Südpols müssen wir ja wohl zwangsläufig wieder nördlichen Kurs einschlagen. Damit genug für heute empfehle mich mal wieder zu Einkaufspreisen und grüsse herzlich

Euer Hubert