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Brief (Transkript)

Hans-Joachim S. an seine Frau am 09.07.1944 (3.2002.1214)

 

Metz, den 9.7.1944



Mein liebes E.!

Die 10. Woche haben wir nun glücklich geschafft und hoffen damit die Hälfte des Lehrgangs hinter uns zu haben. Wir alle atmen auf und sind zufrieden. Es ist zwar nicht anzunehmen, dass der Dienst etwas leichter wird. Ausgerechnet in unserer Inspektion wehte die 10. Woche über starker Wind. Als kleine Entspannung leisteten wir uns vergangenen Freitag einen Kameradschaftsabend, zusammen mit unseren Lehrern. Den ganzen Tag über, von 4 Uhr früh bis ? 19 Uhr waren wir im Gelände, um 20 Uhr begann das Essen. Alles war eine Hetzjagd. Ein prima Essen war organisiert worden: Erbsensuppe, Rinderschmorbraten mit Salat u. Salzkart., Pudding, Eis, Torte, Likör, Rotwein, Süßwein. Leider musste um ? 23 Uhr schon wieder aufgebrochen werden, da um 23 Uhr Zapfenstreich war. Aber es war sehr nett, wir wurden natürlich stark beobachtet, (unter dem Einfluss des Alkohols), aber darauf falle ich nicht herein. – Von einem Zimmerkameraden ist vor einigen Tagen die Frau aus Hannover gekommen. Er bekam gleich neben der Kaserne in einem netten Gasthaus ein Zimmer für 3 Wochen. Gleichfalls hat er die Erlaubnis bekommen, jede Nacht bei „ihr“ zu verbringen. Sämtl. schrftl. Arbeiten erledigen wir nun für ihn mit, er schreibt nur ab, so hofft er doch regelmäßig ab 19 Uhr hineilen zu können. Nach 3 Wochen wird er ja sicher an Krücken laufen – aber was macht man nicht alles aus Liebe! Ich würde es auch tun!!! – Von Euch habe ich nur die schönen Bildchen, die zwar immer auf meinem Schreibtisch stehen, aber meine Sehnsucht nach Euch nur noch verstärken. Immer weher wird mir ums Herz wenn ich in Deinen lieben Briefen lese, wie unsere Beiden prächtig heranwachsen und unter der sorgsamen Pflege ihrer Mutti gedeihen. Eberhard sieht ja wirklich ganz goldig mit seinem Weißschopf aus. Hoffentlich machen sie Dir nun in Zukunft etwas weniger Sorge. – Sorge vor allem dafür, dass Klaus kein Duckmäuser wird, dass er versteht, seine Ellenbogen zu gebrauchen u. sportlich etwas gewandt wird. Andernfalls werden später die Jahre in der HJ und Arbeitsdienst sehr schwer für ihn werden. Er hat doch nur noch 3 Jahre Zeit, dann muss er sich doch unter seine Interessengenossen reihen u. mitbrüllen.
Von den Eltern kam schon wieder unaufgefordert Geld. Na, so viel kann ich ja nun auch nicht ausgeben. Ich werde einige Rücklagen machen, wenn in einigen Wochen Uniform u.s.w. zu bezahlen ist, habe ich wenigstens schon etwas Geld hier.
Nächste Woche ist wieder Hochbetrieb. Versch. hohe Herren kommen, Lehrvorführungen, Vorträge, Parade, alles außerhalb der regulären Dienstzeit. Es wird noch soweit kommen, dass man vergessen wird, uns abends ins Bett zu schicken. Schlafen ist ja auch vollkommen unwichtig!
Nun bleibt Ihr Lieben gesund, fröhlich und hoffnungsfroh. Denkt an Euren Vati, der so gerne mal für 24 Std. bei Euch wäre. Vor allem meinen großen Jungen wünschte ich gern mal wieder zu sehen. Ich bin stolz, dass er in der Schule so gut mitkommt. (Bei der Mutti – kein Wunder!)
Grüßt mir alle herzlich, ebenfalls Familie Stendel.
Dich, mein einziges liebes Evchen, küsse ich ganz innig u. fest, habe Dich so unendlich lieb u. bin für Deine Liebe so dankbar. Was wäre ich heute ohne Euch Drei?
Dein tr. Manile

 

 



Ansicht des Briefes

 

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