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Brief (Transkript)

Hans-Joachim S. an seine Frau am 28.12.1942 (3.2002.1214)

 

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den 28. Dez. 1942



Mein kleines Liebes!

Nun sind die Feiertage vorüber, der Dienst hat heute 5.30 Uhr pünktlich begonnen. Man war direkt zufrieden, dass das faule Leben, nur unterbrochen von den Mahlzeiten, endlich vorbei war. Der 2. Feiertag brachte noch eine nette Überraschung durch einen Kinobesuch im Nachbardorf. 2 Wochenschauen, der Film „Früchtchen“, und dann noch eine russ. Tanz- und Singegruppe in natura. Die Kompanie hatte ein Blockhaus aufgebaut mit ca. 250 Sitzplätzen, „Kronleuchtern“, „Bühne“, u.s.w.. Die Wochenschau „Deutsche Wehrmacht“ war ganz wunderschön und stimmte sehr traurig. Na, es hat keinen Zweck, trüben Gedanken nachzutrauern. Ich freue mich vielmehr über Kleinigkeiten, und am meisten über Deine Briefe. So kam gestern Dein nettes Kärtchen mit den 2 Kinderchen an. Wie schön wird es einst sein, wenn erst unter unserem Weihnachtsbaum 2 Gören spielen werden. All’ diesen Gedanken hänge ich nachts nach, wenn ich auf Wache weile. das große weiße Schweigen umhüllt einen, der Schnee knirscht bei jedem Schritt. Man ist mollig warm im Pelzmantel und Filzstiefel eingehüllt und kann dann mit den Gedanken in die Heimat wandern. In unserer Hütte verstehen wir uns ganz gut, jeder hat seinen Weihnachtskater überwunden u. futtert die letzten Reste seiner Päckchen auf. Es ist zwar manchmal sehr sehr eng, Briefschreiben kann man nur auf den Knien, und 3 – 4 Kameraden legen sich immer „lang“, damit etwas mehr Platz ist. Nun erwarten wir die letzten Tage des Jahres und hoffentlich gibt’s bald neue interessante Arbeit. Die „Lage“ ist augenblicklich ruhig, nur Sy. und Wjasma müssen sehr unter Fliegerangriffen leiden. Ich bin froh, dass wir „auf dem Lande“ leben. Es ist doch bedeutend ruhiger und beruhigender. – Mein Kleines, hoffentlich seid Ihr „Drei“ alle gesund und munter. Vor allem erwarte ich nun endlich eine Nachricht, dass Vater wieder ganz hergestellt ist. Ich bin so glücklich, dass ich während des Urlaubs so viele Stunden mit Vater zusammen sein konnte. Grüße ihn und Clea recht herzlich.
Nun mein Herzel – gute Nacht. Die schönsten Stunden sind auch hier, wenn ich abends müde im Bett liege. Schön eingehüllt im Trainingsanzug u. Wolldecken fühle ich mich sauwohl. Auch Du sollst recht schön schlafen und träumen von Deinem Dich liebenden

Vatile

Anbei 6 Feldpostmarken und 2 Päckchenmarken (was wird’s hierfür geben? Kekschen?)

 

 



Ansicht des Briefes

 

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