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Brief (Transkript)

Hans-Joachim S. an seine Frau am 16.04.1942 (3.2002.1214)

 

53.

O.U. den 16. IV. 1943 [1942]



Meine kleine liebe E.!
Schnell sollst Du nur ein Briefchen erhalten, damit Du, wenn wir endlich wieder für die Post erreichbar sind, mehrere Feldpostbriefe bekommst. Vorläufig schmoren sie hier alle noch, leider auch der Brief, den Albin mitnehmen sollte. Als wir endlich abends zum Schreiben kamen, war Albin schon zur Bahn und nicht mehr erreichbar. Nun wirst Du Dir vor allem Gedanken machen, warum keine Post kommt. Der Grund ist aber nur der, dass unsere Eisenbahnstrecke umgenagelt wird, und die Straßen, ja, die stehen knietief unter Morast und sind unpassierbar. Also können wir nur auf die Wiedereröffnung der Eisenbahnlinie warten. Dann wird es ein großes Brieföffnen geben. Du kannst Dir ja gar nicht vorstellen, welche Wassermengen jetzt durch die Straßen rauschen. Große Bäche entwickeln sich und strömen zur Warusa. Innerhalb des Ortes muss ich noch oft fahren. Der Wagen ist in einem Zustand der völligen Verkrustung. Bis zu den Achsen steht der Dreck und oft helfen nur 2 – 3 Pferde wieder heraus. So hat hier jede Jahreszeit ihr besonderes äußeres Gepräge und jedes Mal ist es anomal. Was nun alles durch die Schneeschmelze zu Tage tritt. Vor allem Leichen und Pferdekadaver. Gleich hinter unserem Haus kamen solche unangenehmen Überraschungen hervor. Kein Mensch wusste, dass wir dauernd über Leichen gingen. Auch von unserem Regiment hat man viele Kameraden gefunden, die bisher vermisst waren, z. Teil grässlich verstümmelt. Täglich finden Beerdigungen statt.
Gestern kam die freudige Nachricht, dass Deine lieben 2 Päckchen, die über Frau Rössler gingen, schon in Witebsk angekommen sind. Dort werden sie allerdings noch einige Zeit liegen bleiben, da eben augenblicklich keine Fahrzeuge verkehren. Aber einmal wird’s schon klappen. Hier geht, durch die schlechten Wegeverhältnisse, alles sehr ruhig. Sogar Flieger kommen selten! Wir können aber die Ruhe wirklich gebrauchen. Unsere größte Freude ist frühes Zubettgehen. Leider kommt es nur zu selten vor.
Mein Kleines, hoffentlich machst Du Dir in diesen Tagen nicht zu viel Sorgen.
Unkraut vergeht nicht! Tausend liebe heiße Bussis
Dein Manile

 

 



Ansicht des Briefes

 

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