Lutraki, den 8. Mai

Meine Lieben,

an sich hätte ich ja noch nichts besonderes wieder zu vermelden, und da wir nun einen begeisterten Skat-Club gegründet haben (wenn ich im Urlaub mal kommen sollte, fasse ich keine Karte an), könnte ich mich ja auch mal anderweitig beschäftigen. Aber einesteils nehme ich an, dass Ihr Euch doch freut, wenn Ihr einmal etwas von mir hört, andererseits muss ich Euch einmal wieder belästigen. Wir liegen nämlich augenblicklich einmal wieder im Kampf, und zwar befinden sich die sieggewohnten Fallschirmjäger in der Defensive. Ich erwähnte wohl bereits schon einmal, dass Wanzen, Läuse, Flöhe, sowie ähnliches Getier, von dem mir nicht klar ist, warum einst Noah sie mit in seine Arche nahm, hier auf dem Balkan zum guten Ton gehören und als durchaus friedliche Haustiere anzuerkennen seien. Teilte Euch auch wohl weiter mit, dass ich lieber nicht die Ehre hatte ihre nähere Bekanntschaft zu machen, was ich hiermit feierlichst zurücknehme. Leider geniessen wir bei ihnen nicht die Achtung, die uns die Griechen zollen. Trotz der Kapitulation Griechenlands sind eben diese Insekten offenbar nicht gewohnt sich zu ergeben und die Besetzung durch deutsche Truppen widerstandslos hinzunehmen. Kurzum, es handelt sich um feindliche Wanzen, Läuse etc. Nach dem sie nun einige kampfstarke Spähtrupps vorgeschoben hatten, musste ich in den letzten Nächten eine sehr erfolgreiche Stosstrupptätigkeit ihrerseits feststellen. Wir starteten allerdings einen ganz überraschenden Gegenangriff gegen den Gegner und fügten ihm ganz fraglos schwerste Verluste zu, indem wir Matratzen klopften mit Insektenpulver, von dem wir uns je eine Schachtel noch in Berlin so quasi als schwere Waffe zugelegt hatten, usw. usw. Viele Gefallene blieben auf der Wahlstatt. Allerdings sind wir der Ansicht, dass diese Viecher an sich unter griechischer Oberherrschaft stehn und den Entschluss der griechischen Regierung anzuerkennen haben. Gefangene haben wir daher gemäss Völkerrecht als Heckenschützen behandelt. Nach dieser grossen Offensive unsererseits, sind nun die Biester gemeinerweise zum Guerillakrieg übergegangen, in dem wir nun mit wechselndem Schlachtenglück kämpfen. Die eigenen Verluste waren erfreulicherweise bisher gering, bestehen nur aus leichtverletzten und schwergestochenen. Langer Rede kurzer Sinn ist nun, dass ich mal wieder Insektenpulver in rauhen Mengen gebrauche. Das wird ja nun wohl nicht hart werden, wie der Kuchen vom 29.3. auf den ich immer noch warte, wenn er nicht mit der Osterpost in der Küstenmaschine gegen die Karpathen geklatscht ist, wo ihn vielleicht die Bären sich schon einverleibt haben. Damit will ich für heute einmal wieder schliessen, wünsche Mutter gute Besserung und sende Euch allen die herzlichsten Grüsse
Euer Hubert