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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 05.05.1918 (3.2012.2822)

 

5. Mai 1918.


397.
Meine Lieben!
Einen herzlichen Sonntagsgruß sollt Ihr doch haben, wenn\'s auch nichts Neues zu berichten gibt. Wir erfahren die Ereignisse an unserer Front später als Ihr, meist zwei Tage nachdem sie stattgefunden haben, ganz wie schnell eben der Belgische Kurier in unsere Hände kommt. Das ist freilich nicht sehr erbaulich, oft hören wir eine furchtbare Schießerei vorne, Gefangenentrupps kommen an unserem Haus vorbei (gestern u. heute mehrere Trupps Franzosen) und niemand kann einem sagen, was in Wahrheit vor sich gegangen ist. Gerüchte durchschwirren natürlich in Unzahl die Luft, aber gegen die ist man im Lauf des Feldzugs recht unempfindlich geworden. „Holland hat uns den Krieg erklärt“, wurde in den letzten Tagen mit aller Bestimmtheit weitererzählt, gleichzeitig meldet die Zeitung eine günstige Wendung im Stand der Verhandlungen mit Holland. Weiß der Teufel, wer immer den Zimmt aufbringt. - Ich schicke Euch 2 Bildchen mit, auf denen ich auch drauf bin, sie stammen aus Galizien von Januar d. h., als ich Regimentsadjutant war. Die Ansichten von Lille hebt ihr bitte bei meinen Kriegsbildern auf. - Ich habe hier schon allerlei Aufnahmen gemacht, bei nächster Gelegenheit will ich Euch die Films schicken. - Gestern erhielt ich zu meiner Freude Mutti\'s liebe Doppelkartennachricht vom 29.IV. Daß Vati\'s Schwindelzustände nicht weichen wollen, ist doch zu scheußlich, rät Silber denn nicht zur Befragung eines Nervenarztes? Oder vielleicht kann Vati von seinen Med. Kollegen gesprächsweise etwas erfahren, die bezahlen schließlich noch nichts, wenn sie von Vater was germanistisches wissen wollen. - Gestern war es dunstig, erst gegen Abend klar, dafür hat\'s heute den ganzen Vorm. geregnet, ich war aber doch wohl 3 Stunden draußen, bei meinen Leuten, die wunderschöne Eisenbahnen bauen. Die 56er sind zu allem zu gebrauchen! - Für heute verbleibe ich mit 1000 herzlichen Grüßen
Euer Euchl. Wolf.

 

 



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