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Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 01.12.1917 (3.2012.1801)

 

Neuruppin, den 1. Dez. 1917



Meine liebe Hedwig!
Heute nachmittag erhielt ich Deinen Brief vom 27. Nimm Dir die betrübende Nachricht von N. nicht zu sehr zu Herzen. Wer weiß, ob man mich hier losgelassen hätte. Ich glaube übrigens fest, daß jetzt bald Schluß ist. Rußland hat durch die Veröffentlichung der Geheimschriften die Brücken zu seinen Verbündeten abgebrochen. Lies mal anl. Artikel aus der Schweiz. Wenn Schluß gemacht wird, kommen die Beamten zuerst nach Hause. Also wir wollen uns jetzt mal von Herzen freuen, daß der erste Schritt zum Ende wirklich getan ist. Ich hoffe sicher, daß wir uns bald wiedersehen. Ich rechne bestimmt auf Urlaub zu Weihnachten. Das Wiedersehen wirkt sicher günstig auf Deine Stimmung, ebenso wie auf meine.
Deine Nachricht von №4 kommt mir sehr überraschend. Aber ich kann es mir gar nicht denken. Laß Dich doch mal untersuchen.
Vor allem nimm mal zur Beruhigung, wie ich Dir schon schrieb Bromural, 2 Tabletten abends vor dem Schlafengehen.
Die Vollmacht zum Empfang der Türkenlose ist nun nicht mehr nötig, nach dem was ich Dir heute morgen schickte. In Deinem Briefe, den ich gestern bekam, schriebst Du ja auch, Du hättest Sie schon in das Fach gelegt. Wegen des Verbleibens der Stücke der östr. Kriegsanleihe in Oestreich muss ich noch mal mit der Bank sprechen. Vielleicht ist es ganz gut. Ich lasse dann die Koupons, die ja auf Kronen lauten, in Oestreich einlösen und mir dort gutschreiben u. lasse das Guthaben erst nach Deutschland überweisen, wenn der Kronenkurs sich gebessert hat, was bei den Friedensaussichten bald sein kann.
Hast Du bei Zeichnung der Kriegsanleihe nicht eine Berechnung von der Bank bekommen? (Du brauchst sie mir vorläufig nicht zu schicken.) Wir müssen von dem Betrage Zinsen vom 1. Nov. ab bezahlen, bekommen aber sofort den Koupon vom 1. Febr., der ausnahmsweise auf 3 Monate, statt wie später auf 6 lautet, vergütet, so daß etwas weniger herauskommt, wie die von mir ausgerechnete Summe von 4835,36.
Ueber die Schuhe für Erika wirst Du Dich freuen, ebenso über das Paket von dem Urlauber. Ich warte nur noch auf B. dann werde ich auch ein Paket schicken, das Dir auch Freude machen wird. 500 g. Reisebrotmarken füge ich bei. -
Ob Mutter überhaupt mitfährt, ist sehr zweifelhaft. Sie wird sicher nicht die ganze Zeit bleiben. Im übrigen mußt Du Dich darüber nicht so aufregen. Ich mute Dir in der Beziehung gar nichts zu, ich bin ja auch ganz unschuldig an Deinem Besuch. Morgen mehr.
2/12
Der Zahlmeister hat, wie ich aus dem Rest, den mir der Feldw. heute nachmittag brachte, ersehe, diesmal, trotzdem ich nichts geändert hatte, er also 300 M überweisen müßte, nur 200 überwiesen. Die 100 schicke ich Dir, wenn ich sie nicht mitbringen sollte. Hole einstweilen von der Bank oder Sparkasse, was Dir am bequemsten ist. -
Eben setzt hier Schneegestöber ein. -
Der Erfolg gegen die Engländer bei Cambrey gestern ist doch höchst erfreulich. Ich glaube, man kann jetzt im Westen auf noch mehr hoffen. -
Unsere Kinder reden wohl schon viel von Weihnachten. Hoffentlich geht es ihnen gut und sind sie artig. Ich freue mich sehr, mich bald von ihren Fortschritten überzeugen zu können. Sehnsüchtig erwarte ich den Tag, liebste Hedwig, an dem ich wieder mit Dir zusammen bin.
Innige Grüße u. Küsse
Dein Julius.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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