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Brief (Transkript)

Hedwig Lauth an ihren Ehemann am 25.09.1917 (3.2012.1801)

 

Essen, den 25. Sept. 17.



Lieber Julius.
Gestern erhielt ich Deinen Brief vom 21. Bis dahin habe ich alle Deine Briefe bekommen und bestätige. Steuern hast Du 2003 M bezahlt, 2007, 60 M machen sie nach dem Schreiben aus. Die von mir zuviel bezahlten Steuern werden im Nov. abgezogen. Ich oder Du würden über die Sache noch ein Schreiben bekommen.
Ich bin sehr erfreut, daß die Obersch. Eisenindustrie wieder im Bericht erwähnt werden. Alle meine Hoffnungen, daß wir bald den Frieden haben würden, sind mal wieder im Winde verflogen. Wir werden uns wohl noch bis zum nächsten Herbst gedulden müssen, da die Feinde auf die amerikanische Hilfe warten werden. Deshalb wirst Du auch mit dem Verkauf der Caro bis zur Dividendenschätzung warten können.
Lieber Junge bedenke, was Du hast, das hast Du sicher. Mir wäre ein baldiger Verkauf lieber. Wenn wir doch nur in Ruhe und Frieden uns unseres Lebens und unseres Geldes erfreuen könnten. Heute las ich in der Zeitung, daß wir hier diesen Winter weder Milch noch Butter haben würden. Milch hofften sie für Säuglinge und stillende Frauen genug zu haben. Es sieht doch ganz trostlos aus. versuche Du so viel wie möglich Butter zu bekommen, ich habe jetzt einige gute Gläser frei. Von Dr. Flöhr habe ich mir 12 Dosen Ramogen (kond. M.) verschreiben lassen. Man kann sie nur auf Rezept für Kinder unter einem Jahr bekommen. Die Ärzte müssen jetzt Rezepte ausschreiben für Morgenröcke u. Mäntel, toll, was! Gestern habe ich mich fast tot drücken lassen, der Erfolg war 12 Pf. Wirsing. Die mußte ich nun ohne Korb nach Hause schleppen. Meine Arme sind jetzt noch ganz schlapp davon. Aber nun haben wir für einige Tage was zu essen. Pflaumen wirst Du wohl nicht mehr bekommen können. 10-20 Pf. hätte ich noch gern. -
Frau Oelze ist heute von ihrer Reise zurückgekommen. Am Freitag will ich nach Düsseld. fahren, um mich mit Else zu treffen. Ich muß Abwechslung haben.
Meine Haare fallen mir immer noch entsetzlich aus. Ich kann mich bald nicht mehr frisieren. Flöhr meinte, es liege an der Ernährung. Was müssen wir viel dem Vaterlande opfern. Ich habe jetzt das Buch Simplicissimus angefangen, ich glaube, die Erzählung zieht sich sehr in die Länge. Den Kindern geht es jetzt endlich wieder gut. Margret zeigt großes Interesse für den Mond u. für die Sterne, die sie jetzt zum ersten Male sieht. Sie stellt allerliebste Fragen. Dir die herzlichsten Grüße u. Küsse von
Deiner Hedwig
Ludwig schrieb mir heute, die Brüder scheinen alle jetzt in Sicherheit zu sein. Ludwig bei einem Rekrutendepot, Oscar in Libau u. Paul Ortskommandeur[?].
Am 7/10 wird Ludwig Urlaub haben, wann Du?
Komm nur bald, ich verzweifle.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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