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Brief (Transkript)

Hedwig Lauth an ihren Ehemann am 08.09.1917 (3.2012.1801)

 

Essen, den 8. Sept. 1917.



Lieber Julius.
Heute kam die Karte für Margret an, die Du damit sehr erfreut hast und die bei Erica Tränen hervorrief. Sie verzichtet lieber auf Reisen als auf Karten. Nächstesmal sollte ich Margret mitnehmen u. ihr Karten schreiben. Einstweilen brauchst Du mir kein Gemüse und auch keine Pflaumen mehr zu schicken. Gemüse wird von der Stadt auf dem Märkten verkauft, in den Geschäften ist nichts zu haben, da Höchstpreise bekannt gemacht sind. Da ich nur 3 Pfund Zucker mehr habe, kann ich nur wenig Pflaumen mehr einmachen. Soviel bekomme ich hier wohl. Wenn Du noch Zucker hast, schicke ihn mir sobald wie möglich.
Ich habe durch eine Adresse von Frau Schulte 50 Pf. Sauerkraut bestellt, die ich wahrscheinlich mit Oelzens teilen werde.
22-23 M
Faß 7 M kann nachher zurückgeschickt werden.
9.
Da am Mittwoch eine Verteilung von Einmachzucker ist, 1 Pf. für die Person, und nächste Woche wieder, habe ich heute 1 Ctn. Pflaumen bei Kersten bestellt, für Marmelade, Kompott u. zum Trocknen. Äpfel u. Wurzeln will ich auch noch trocknen.
Ich muß jetzt angeben, wieviel Koks u. Kohlen ich habe, noch gebrauche bis April u. wieviel wir im vorigen Jahr verbraucht haben. Was soll ich da angeben? Ich weiß garnicht was wir an Kohlen gebrauchten. Den Herd werde ich mehr anmachen müssen, da es sicher hier eingerichtet wird, daß wir nur bestimmte Prozente gebrauchen dürfen.
Gestern morgen war hier Fliegergefahr, Polizisten mit roten Fahnen fuhren durch die Straßen, alle Plätze u. Straßen mußten sofort geräumt werden, die Elektrischen fuhren nicht mehr. Nach einer Stunde war alles vorbei, ohne daß ein Flieger dagewesen ist.
Frau Oelze ist seit gestern wieder verreist. Am 1. Okt. bekommt sie ein neues Mädchen, der sie 35 M gibt. Ich muß Anna jetzt 30 M geben.
Wie steht es eigentlich mit Dir, hast Du den neuen Posten bekommen? Du schreibst garnichts davon. Wirst Du im Okt. wieder auf Urlaub kommen?
Es wird Zeit, daß Du wiederkommst. Ich habe immer noch viel Hoffnung auf den Frieden durch den Papst. Die Völker müssen doch endlich genug davon haben.
Unseren Kindern geht es gut, nur Erica wird immer magerer. Sie wird aber jetzt richtig gefüttert.
Eben war sie mit Anna im Krankenhaus. Dem Vater von Anna sind drei Finger an der Maschine abgeschlagen. Erica hat ihm Obst gebracht.
Mit Sehnsucht warte ich auf das Geld von Stassf. Diese Woche werde ich Koks, Pflaumen 44 M u. Kartoffeln 10 M bezahlen müssen. Diese verrückten Geldsorgen.
Wenn Du doch nur hier bei uns sein könntest.
Ich darf nicht nachdenken.
Dir die herzlichsten Grüße und Küsse von
Deiner Hedwig.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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