Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 17.02.1917 (3.2012.1801)

 

Neuruppin, den 17. II 1917



Liebe Hedwig!
Heute morgen erhielt ich Deinen Brief vom 14./15. So hast Du ja noch nie gestöhnt. Aber ich verstehe Dich vollkommen. Mir geht es ja ähnlich wie Dir, nur daß ich mich manchmal noch mehr vereinsamt fühle. Aber was soll alles Stöhnen helfen. Nach Osnabrück hättest Du nicht fahren können, oder es wäre ungefähr ein ganzer Umzug geworden. Und das ging doch nicht, ebensowenig wie eine Übersiedlung nach hier. Ich gebe zu, daß die Lebensmittelversorgung dort schlecht ist. Aber es wird ja nun wohl bald die längste Zeit gedauert haben. Ich helfe Dir doch so gut ich kann und würde es noch mehr tun, wenn die Post nicht so schrecklich langweilig wäre. 3 [Pfund] Mehl habe ich jetzt wieder abgesammelt. Hoffentlich hat mein inzwischen eingetroffenes Eilpaket Dich in bessere Stimmung versetzt. Ich freue mich jetzt um so mehr, daß ich Max u. Moritz geschickt habe. Der köstliche Humor wird Dir sicher gut tun. Bald kommen ja auch bessere Tage, wo Du viel mit den beiden Kindern herausgehen kannst. Du wirst dann die Einsamkeit nicht mehr so empfinden. Und dann bleibt Dir ja doch die Hoffnung, daß es bald anders werden muß und daß wir und bald wiedersehen. Diese Hoffnung hält mich immer aufrecht. Ich glaube sicher, daß es nicht länger dauert, wie spätestens zum Herbst vorausgesetzt, daß die Ubote so fortfahren.
Die Kux war in der Kurszusammenstellung, die Hans mir schickte, genau so wie Du schriebest mit 19400 notiert. Hätte ich das nicht erfahren, so hätte ich ihn auf 15 taxiert. Aergerlich wäre es, wenn nun zu der Kriegssteuer, wie es in den Zeitungen heißt, nochmal ein Zuschlag von 20% erhoben würde. Das wären dann nochmal 369 M mehr. Was lebten wir doch früher glücklich trotz der schlechten Stelkurse[?]. Ich sehne mich nach den Zeiten zurück. Sie waren besser wie jetzt mit dem höheren Einkommen u. den viel höheren Steuern. Brauche Du nur das wenige Schmalz das ich jetzt nur noch auftreiben kann sparsam im Haushalt. Die anderen Kinder mit Kuchen zu füttern, dazu langt es nicht. Es ist zu schade, daß unsere Kinder die Freude nicht haben, aber es kommen ja wohl auch mal andere Zeiten.
Habe herzlichen Dank für die Oreos. Kaufe nur immer weiter davon ebenso Cigarillos. Wenn ich hier keine Cigarren zu kaufen brauche, kann Dir mehr schicken.
Dir und den Kindern herzliche Grüße u. Küsse
Dein Julius.

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top