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Brief (Transkript)

Hedwig Lauth an ihren Ehemann am 02.02.1917 (3.2012.1801)

 

Essen, den 2. Febr. 1917.



Mein lieber Julius.
Deine Briefe vom 28. u. 29. habe ich erhalten. Für uns fangen jetzt schlimme Zeiten an, es gibt keine Kartoffeln mehr. Dafür gibt es 1 Pf. Brot und 100 g Mehl. Leider kann man aber beides nicht bekommen, so hatten sie im Konsum in der ganzen Woche kein Brot. Ich bin froh, daß ich mir einige Kartoffeln im Keller gespart habe. Wenn doch der Frost nur endlich vorbei wäre, dann könnte man wenigstens noch etwas teures Gemüse kaufen. Das ganze Denken ist jetzt nur darauf gerichtet, was können wir essen. Morgen werden wir Dein getrocknetes Gemüse probieren. Wenn in der Kriegsküche nicht auch die Kartoffeln ganz aufgehört hätten, würde ich das Essen diese Woche daher geholt haben. An Lebensmitteln kannst Du mir nicht genug schicken. Gern hätte ich das Rippsperr gehabt, wenn es auch sehr teuer gewesen wäre. Zu Hause hatten sie damals von Franz eins besorgt bekommen, das sehr schön gewesen sein soll. Paula hat eins bei Franz wieder bestellt, wenn er es bekommen kann. Leberwurst u. Goulasch werden mir auch sehr willkommen sein. Die Leberwurst schicke mir nur bald, im Sommer wird die sich angebrochen nicht lange halten. Gern hätte ich auch eine Zungenwurst auf Vorrat liegen. Ich hoffe, daß Du inzwischen mein Paket erhalten hast, der Postbote meinte, es würde sicher noch ankommen. Deshalb war ich auch noch nicht deswegen auf der Post. Schade, daß der Wein noch nicht ankommt. Ich würde Frau Oelze gern mal welchen vorsetzen, da sie mir jedesmal welchen vorsetzt. Jeden Dienstag Abend kommen wir zusammen. Oelze ist bis April reklamiert. Gestern nachmittag war ich bei Frau Ramser zum Kaffee. Ich bewundere immer, wie alle noch trotz der großen Butterknappheit Kuchen backen können. Wir haben Nudeln von Deinem Mehl gemacht. Wenn Du nicht so gut für uns sorgen würdest, stände es doch sehr schlecht um uns. - Den Kindern geht es gut. Margret lasse ich bald impfen. Ich möchte es gern vorher noch gemacht haben. Die Kleine muß doch immer mal ins Herrnerzimmer[?] gehen u. sehen, ob Du nicht da bist. Unsere kleine Erica betet jetzt täglich für Dich. Wenn die beiden mich auch oft sehr nervös machen, so machen sie mir doch viel Freude. Wenn Du sie doch nur immer mit sehen könntest. Ob der verschärfte Ubootkrieg den Krieg wohl kürzen wird oder was für schlimme Folgen er wohl haben wird? Mir wird sehr oft bange.
Dich grüßt u. küßt herzlichst Deine Hedwig.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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