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Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 08.01.1916 (3.2012.1801)

 

Jüterbog, den 8. I 1916



Meine liebe Hedwig!
Heute morgen erst erhielt ich Deinen Brief vom 5., abgestempelt 11-12 N[?], während ich den vom 4., abgestempelt 5. 1-2 N[?]. schon vorgestern abend bekam. Es ist doch eine eigenartige Postbestellung hier.
Es ist heute wieder schlechtes Wetter, so recht passend für meine Stimmung. Sonnabends nachmittags und Sonntags fühle ich mich hier doppelt einsam. Hätte dieses Leben hier doch erst mal ein Ende, daß man wieder nach Hause kommt, wo man doch hingehört.
Wiederum muß man ja bedenken, daß es noch schlimmer sein könnte. Aber das beste wäre, und mein sehnlichster Wunsch ist es, wenn jetzt bald Schluß wäre. -
Die Versicherungssumme wird nach meiner Ansicht sicher auch im Kriege ausbezahlt. Ich weiß aber nicht, ob das Regiment es veranlaßt. Es muß doch irgend ein Papier darüber vorhanden sein. Das wird sich unter Karls Papieren wohl vorfinden. Vielleicht veranlaßt das Regiment das Weitere, da soviel ich weiß, ja auch die Prämien gleich vom Gehalt abgezogen werden. Ich würde in Deiner Stelle auch nicht deswegen nach Hause schreiben. Warte es mal ruhig ab. Du weißt ja auch nicht einmal ganz genau, ob es auf Deinen Namen steht. Wenn Du von Hause etwas erfährst über Karls Sachen, dann kannst Du ja gelegentlich mal darüber schreiben. Vielleicht weiß Papa näheres.
Mutter hat mir immer noch nicht geschrieben. Ich will gleich mal eine Karte hinschreiben. Was macht mein kleiner Weini? Hängt sie immer noch so an Mutters Rockschößen? Wie macht sich das Kleine in ihrem neuen Reich? Wenn es dort auch so schlechtes Wetter war in den letzten Tagen, dann werden die Kinder wohl gar nicht herausgekommen sein. Hoffentlich gedeihen beide Kinder weiter so gut wie bisher. Gern würde ich mich auch an ihrer Entwicklung freuen. Hoffentlich sehe ich sie in nicht zu ferner Zeit mal wieder. Jetzt – ½ 6 – sitzt Du sicher mit den Kindern im Eßzimmer und baust für Erika einen Laden. und beantwortest ihre vielen Fragen. Ich stelle mir alles so lebhaft vor. Bald kommt dann für Dich die ruhige Stunde, wo Du vielleicht auch zum Schreiben kommst. Es sind ja keine großen Ereignisse, die man sich mitzuteilen hat, aber für mich ist Schreiben ein Bedürfnis und eine Beruhigung und Briefe erhalten ein freudiger Lichtblick.
Dir und den Kindern meine herzlichsten Grüße u. Küsse
Dein Julius

 

 



Ansicht des Briefes

 

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